14.05.2012Wissenschaft als Grundlage der Psychotherapie
Diotima-Preis 2012 für Prof. Dr. Dietmar Schulte

(BPtK) Für seine besonderen Verdienste um die wissenschaftliche Fundierung der Psychotherapie und die Weiterentwicklung des Psychotherapeutenberufs erhält Prof. Dr. Dietmar Schulte heute den Diotima-Ehrenpreis 2012 der deutschen Psychotherapeutenschaft.

„Professor Schulte hat sich wissenschaftlich und berufspolitisch außerordentlich engagiert, um Politik und Gesellschaft vom Nutzen der Psychotherapie zu überzeugen“, begründete Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), die diesjährige Wahl des Preisträgers. „Seine Mittel waren überaus einnehmend. Mit scharfem analytischen Verstand, größter wissenschaftlicher Akkuratesse und seinem hohen klinischen Engagement begegnete er Zweiflern und Kritikern, bis diesen die Argumente ausgingen. Als überzeugter Verfechter einer evidenzbasierten Psychotherapie setzte er sich immer für eine Verbindung von empirischer Forschung und klinischer Praxis ein und trug auf diese Weise maßgeblich zur Entwicklung des neuen Heilberufs bei, der für die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen über die bestmöglichen wissenschaftlichen Kenntnisse und Kompetenzen verfügt.“

Dietmar Schulte studierte von 1964 bis 1968 Psychologie an der Universität Münster. Von 1968 bis 1974 war er als wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung für Klinische Psychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Lilly Kemmler tätig. 1974 erhielt Prof. Schulte den Ruf auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Klinische Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum, wo er bis zu seiner Emeritierung 2009 wirkte. Dietmar Schulte gilt als einer der Pioniere der Verhaltenstherapie und der empirischen Psychotherapieforschung in Deutschland. In seinen Studien widmete er sich insbesondere der Behandlung von Angsterkrankungen und der Therapieprozessforschung. Seine Arbeiten zur Problemanalyse und zur Therapieplanung zählen zur den Standardwerken der Klinischen Psychologie.

Seit den frühen 1970er Jahren engagierte sich Prof. Schulte für eine Professionalisierung der Psychotherapie. In diesem Zusammenhang etablierte er den weiterbildenden Studiengang Psychotherapie an der Ruhr-Universität Bochum, der das Modell für die heutigen Ausbildungsgänge zum Psychologischen Psychotherapeuten an psychologischen Universitätsinstituten wurde, und er errichtete das Zentrum für Psychotherapie als poliklinische Psychotherapieambulanz der Universität Bochum. Prof. Schulte war maßgeblich an der Entwicklung und dem Zustandekommen des Psychotherapeutengesetzes 1998 beteiligt. Von 1999 bis 2011 wirkte Prof. Schulte im Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie mit, dessen Arbeit er auch als Vorsitzender von 2005 bis zu seinem Ausscheiden 2011 stark prägte. Von 2004 bis 2006 war Prof. Schulte Mitglied der Weiterbildungskommission der BPtK, welche die im Mai 2006 verabschiedete Muster-Weiterbildungsordnung der Bundespsychotherapeutenkammer entwickelte.

Der Diotima-Ehrenreis der deutschen Psychotherapeutenschaft wird einmal im Jahr an Personen oder Organisationen verliehen, die sich in besonderem Maß um die Versorgung psychisch kranker Menschen verdient gemacht haben. Der Preis ist nach Diotima aus Mantinea benannt, einer mythischen Priesterin der Antike. Sie gilt als Lehrerin des Sokrates, die ihn dazu inspirierte, als erster Philosoph die Seele des Menschen in den Mittelpunkt seines Denkens und Lehrens zu stellen.



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