14.01.2014Mangelhafte psychotherapeutische Versorgung für geistig behinderte Menschen
Landespsychotherapeutenkammer initiiert erste Maßnahmen zur Verbesserung

Menschen mit geistiger Behinderung und gleichzeitiger psychischer Erkrankung haben es besonders schwer, einen ambulanten Therapieplatz zu finden. Demgegenüber ist das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Die psychotherapeutische Versorgungssituation wird von Experten und Betroffenen seit Jahren schon als sehr angespannt bis nicht vorhanden kritisiert. Dies zeigte sich jüngst auch am Beispiel für Kinder und Jugendliche in der Bewertung baden-württembergischer Psychotherapeuten, die in einer aktuellen Studie der Katholischen Hochschule Freiburg in Kooperation mit der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg ermittelt wurde: etwa 70% der Befragten (n=345) bewerten die Ver-sorgung als „mangelhaft“ (55%) oder gar „ungenügend“ (15%), die Durchschnittsnote liegt bei 4,7. Die Situation bei geistig behinderten Erwachsenen dürfte noch schlechter sein. Die Verbesserung der medizinischen bzw. therapeutischen Versorgung geistig behinderter Menschen wird auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesre-gierung als Notwendigkeit hervorgehoben (neuer § 119c SGB V).

Die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg hat, wie Kammerpräsident Dr. Dietrich Munz hervorhebt, auf die Ergebnisse sowie auch vermehrte Anfragen u.a. von Angehörigen, Kammermitgliedern, kirchlichen und kommunalen Träger von Behinderteneinrichtungen und auch der Fachwissenschaft darauf reagiert und erste Maßnahmen initiiert. Unter anderem wurden vor Weihnachten fünf regionale Fortbildungsveranstaltungen in Stuttgart, Ravensburg, Karlsruhe, Reutlingen und Freiburg durchgeführt, die auf eine unerwartet große Resonanz stießen.

Die LPK Baden-Württemberg will mit ihrer Initiative darauf hinwirken, dass das Thema verstärkt in der Gesund-heitsversorgung des Landes sowie in der Aus- und Fortbildung u.a. von Psychotherapeuten thematisiert wird. Eine vertiefende Vernetzung zwischen den Berufsgruppen (z.B. Heilpädagogen, Pädagogen, Psychotherapeuten) sowie v.a. auch zwischen den Sektoren (ambulante, stationäre Versorgung; Akutversorgung, Rehabilitation etc.) erscheint dringend notwendig. Die LPK BW ist außerdem engagiert im Rahmen des Projekts „Barrierefrei gesund“ des Caritasverbands Stuttgart e.V. und des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (IfAS), in der sie mit Dr. Dietrich Munz und Vorstandsmitglied Dr. Roland Straub prominent im Projektbeirat beteiligt ist.

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