28.10.20153sat-Sendung über den Therapienotstand in Deutschland
Was hilft der kranken Seele?
Scobel 23.10.2015

In seiner Sendung vom 23.10.2015 sprach Gert Scobel mit Eva-Lotta Brakemeier, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologische Hochschule Berlin, Holger Schulz, Professor für Klinische Versorgungsforschung an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer und Landespsychotherapeutenkammer BW, über die Behandlung von psychisch kranken Menschen in Deutschland. Dabei standen zunächst die Antidepressiva im Vordergrund, die manchmal das verstärkten, was sie eigentlich lindern und heilen sollten. So gäbe es Fälle, wo Patienten nach der Verabreichung Stimmten hörten, halluzinierten und Selbstmord oder Amokläufe begingen. Trotzdem werde immer noch häufig allein auf Medikamente gesetzt, denn der Anteil depressiver Menschen, die nur pharmakologisch behandelt würden, sei höher als der, der therapeutisch behandelt werde, so Munz: „Es erhalten mehr Patienten Antidepressiva als Psychotherapie“ und das obwohl es viele Belege gäbe, „dass die Kombination von Psychopharmaka und Psychotherapie bei mittelschweren und schweren Depressionen die beste Herangehensweise ist“.

Die Gründe dafür wurden im zweiten Teil der Sendung thematisiert, in der es vor allem um die psychotherapeutische Versorgung ging. 30 % aller Erwachsenen bzw. ca. 15 Mio. Menschen in Deutschland litten an einer psychischen Störung, von denen nur ca. 4,5 Mio. versorgt würden. Und beispielweise erhielte nur die Hälfte der Betroffenen mit einer akuten Depression eine angemessene Behandlung, ein Viertel werde falsch therapiert und ein Viertel überhaupt nicht behandelt. Schon beim Versuch, sich Hilfe zu holen, scheiterten viele Menschen, denn die Wartezeit auf ein Erstgespräch mit einem Therapeuten betrage im Schnitt 3 Monate. Zudem werde eine Therapie von den Betroffenen oft als gesellschaftlich stigmatisierend empfunden. Die langen Wartezeiten verteilten sich jedoch regional sehr unterschiedlich. „Wir haben zu wenig Psychotherapeuten, vor allem im ländlichen Bereich und in den östlichen Bundesländern“, so Munz in der Sendung. Dennoch möchte er nicht von einem Therapienotstand sprechen, denn das Problem würde nicht durch fehlenden Nachwuchs verursacht, sondern die mangelhafte Bedarfsplanung in Deutschland. Als ein Lösungsansatz wurden verschiedene Varianten der Online-Therapie vorgestellt, inzwischen allgemein zusammengefasst unter dem Begriff „E-Mental-Health“.

Die komplette Sendung ist bis zum 22.10.2020 unter folgendem Link abrufbar:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=54744

Ergänzende Beiträge zur Sendung finden Sie hier:
http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/183505/index.html

 
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