20.9.06 Gesundheitsbericht 2006 des Robert-Koch Instituts
(BPtK) Psychische Erkrankungen gewinnen an Bedeutung und spielen bei Arbeitsunfähigkeit und Frührenten bereits jetzt eine führende Rolle - das ist eine der zentralen Aussagen des Gesundheitsberichtes 2006 der Bundesregierung.

Mangels verlässlicher Daten seien psychische Erkrankungen lange Zeit unterschätzt worden. Neuere Erhebungen zeigten jedoch, dass vor allem Depressionen und Angsterkrankungen in Deutschland weit verbreitet sind. So durchleben in Deutschland 15 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer innerhalb eines Jahres eine depressive Phase und jede fünfte Frau und fast jeder zehnte Mann eine Angststörung.

Depressionen und Angststörungen werden häufig nicht richtig diagnostiziert. "Nur ein kleiner Teil der Angstpatienten wird richtig behandelt", stellt der Gesundheitsbericht 2006 kritisch fest. Nach einer aktuellen GAD-P-Studie (2001) erkannten Hausärzte nur jede dritte "generalisierte Angststörung" und weniger als zehn Prozent der Betroffenen erhielt eine angemessene Therapie oder eine Überweisung. Depressive Erkrankungen wurden immerhin in zwei von drei Fällen richtig diagnostiziert - auch dies ist allerdings eine noch stark verbesserungsbedürftige Quote.

Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Störungen. Gefürchtete Folge einer Depression ist der Selbstmord. Etwa jeder siebte depressive Patient verstirbt durch Suizid. Depressionen sind besonders belastende Krankheiten. Ein Indikator dafür sind die so genannten DALYs ("Disability Adjusted Life Years"), die die Zahl der Jahre beziffert, die einem Patienten verloren gehen, weil er verfrüht stirbt oder durch gesundheitliche Beschwerden stark beeinträchtig ist. Unter den Krankheiten, die weltweit die meisten DALYs verursachen, rangieren die unipolaren Depressionen bei Frauen auf Platz vier und bei Männern auf Platz sieben. Bei den 15- bis 44jährigen nehmen sie sogar die zweite (Frauen) und die dritte (Männer) Stelle ein. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation werden 2020 nur durch die ischämische Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) mehr potenzielle Lebensjahre verloren gehen als durch Depressionen.

Von Angststörungen sind bereits Teenager betroffen. Fast 60 Prozent treten erstmals vor dem 21. Lebensjahr auf. Besonders häufig sind unter Jugendlichen "spezifische Phobien", zu denen überdurchschnittliche und anhaltende Ängste vor Tieren, Plätzen, geschlossenen Räumen, einem Zahnarztbesuch oder Blut gehören. Das Leben und die Entwicklung eines Jugendlichen können durch solche Ängste deutlich beeinträchtigt werden und es besteht ein erheblicher Leidensdruck. Häufig sind im Jugendalter außerdem "soziale Phobien", die durch die ausgeprägte Furcht gekennzeichnet sind, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich und beschämend zu verhalten. Typisch für Kinder sind dagegen Trennungsängste und Schulängste. Die "größte Herausforderung" sieht der Gesundheitsbericht 2006 jedoch in der Alterung der Gesellschaft. Deutsche können zwar mit einem langen Leben rechnen. Immer mehr ältere Menschen mit chronischen Krankheiten benötigten allerdings auch gute Behandlung und Pflege. Gerade für chronisch kranke ältere Menschen fehlen bislang aber integrierte Konzepte einer somatischen und psychotherapeutischen Versorgung, z. B. in den Leitlinien für Disease-Management-Programme (DMP).


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