10.10.06 Suizid Thema des Welttags der seelischen Gesundheit
(BPtK/RN) Rund eine Million Menschen sterben weltweit jährlich durch Suizid. 90 Prozent aller Selbsttötungen liegen seelische Störungen und Erkrankungen zugrunde. In Deutschland sterben doppelt so viele Menschen an Suizid (2005: 10.260) wie im Straßenverkehr (2005: 5.361). Jeder dritte Selbstmord wird dabei von einem über 65 Jahre alten Menschen begangen, besonders häufig von Männern. Der diesjährige Welttag der Seelischen Gesundheit am heutigen 10. Oktober widmet sich dem Thema unter dem Motto 'Bewusstsein schaffen - Risiken verringern: Suizid und seelische Gesundheit'.

Psychische und psychiatrische Erkrankungen werden in der Bevölkerung immer noch häufig als Tabukrankheiten betrachtet. Suizidgefährdete Menschen finden deshalb oft in ihrem Umfeld wenig Verständnis für ihre Erkrankung und fühlen sich nicht selten an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Grund für einen Selbsttötungsversuch ist in den meisten Fällen eine depressive Störung, die der betroffene Mensch nicht mehr länger aushalten kann, meist gepaart mit einer scheinbar ausweglosen Situation.

Durch eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz von seelischen Erkrankungen können psychische Krankheiten schneller und besser erkannt und vorbeugende Maßnahmen eingeleitet werden. Die Angst vor dem gesellschaftlicher Stigma - mit damit verbundenen realen Problemen im beruflichen, sozialen und privaten Umfeld - führt auch heute noch dazu, dass psychische Erkrankungen meist mit einer erheblichen Verzögerung psychotherapeutisch behandelt werden. Sie unterliegen damit einem hohen Chronifizierungsrisiko.

Die hohen Suizidraten bei alten Menschen, vor allem alter Männern, sind dabei besonders hervorzuheben. "Der häufige Freitod älterer Menschen ist auch das Ergebnis von Versorgungsproblemen im deutschen Gesundheitssystem", kritisierte Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Die über 65jährigen in Deutschland stellen weniger als 20 Prozent der Bevölkerung dar. Sie begehen aber ein Drittel der Suizide. "Eine der Ursachen sind Depressionen, die im höheren Lebensalter zu den häufigsten psychischen Störungen gehören", erklärte BPtK-Präsident Rainer Richter. Fünf Prozent der über 65jährigen in Deutschland haben eine behandlungsbedürftige Depression und damit eine psychische Störung, die häufig mit Suizid endet.

Depressionen werden oft durch körperliche Erkrankungen überlagert. "Antriebslosigkeit, Verlust von Gefühlen und Hoffnungslosigkeit werden als Alterserscheinung abgetan", berichtet Rainer Richter. Mangelnde Kenntnisse bei Ärzten und Pflegepersonal führten dazu, dass psychische Erkrankungen im Alter nicht erkannt und angemessen behandelt würden. "Immer noch werden zu häufig Beruhigungsmittel verordnet, von denen bekannt ist, dass sie im Zusammenhang mit vermehrten Stürzen und anderen Komplikationen stehen."

Wichtig wären vor allem präventive Maßnahmen, die sozialen Rückzug und damit Isolation bei älteren Menschen verhindern sowie die emotionale Erlebnisfähigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit erhalten oder fördern.

Der Welttag der Seelischen Gesundheit wurde 1992 vom Weltbund für seelische Gesundheit ausgerufen und wird von der World Health Organisation (WHO) der Vereinten Nationen unterstützt. Er findet in diesem Jahr zum 15. Mal statt.

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