29.10.07 Konferenz ADHS
— Stellungnahme deutscher Fachleute zur Festbetragsregelung von Methylphenidat
Die Konferenz ADHS, ein freies Gremium deutscher Fachleute - Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Pädagogen, Kinderärzte, Heilpädagogen, Sozialarbeiter, u.a. Dr. A. Streeck-Fischer, J. Prekop, H. Hopf, H.-R. Schmidt -, das sich mit der Medikation in der umstrittenen Diagnose ADHS auseinandersetzt, hat die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) beschlossene Einführung einer Festbetragsgruppe begrüßt. Sie sieht darin die Chance, dass sich die Methylphenidatverschreibung bei Kindern verringert und verantwortungsvoller gehandhabt wird.Wie die Konferenz berichtet, werden mehr als die Hälfte aller mit Methylphenidat behandelten Kinder unterschiedlichen Studien zufolge falsch diagnostiziert. Auch unter den korrekt diagnostizierten Fällen ist es nach Ansicht der Fachgruppe nur bei jedem dritten Kind notwendig, Medikamente zu verschreiben. Außerdem zeigte sich, dass nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden (psychotherapeutische, psychoedukativ-systemische Maßnahmen) über längere Zeit gesehen die gleichen Heilerfolge aufweisen wie eine langjährige Medikamentierung.Trotz allem sei in den vergangenen 15 Jahren die Methylphenidatverschreibung um mehr als das 35-fache (!) gestiegen. Im Jahr 1993 wurden bundesweit noch 34 Kilogramm Methylphenidat verbraucht, 2006 waren es bereits 1221 Kilogramm.

Nach aktuellen wissenschaftlichen Studien sind die Nebenwirkungen der Vergabe von Methylphenidat immer noch zu wenig erforscht und werden nicht ernst genommen. So hat sich zum Beispiel die bleibende Wachstums- und Gewichtsretardierung bei Kindern nach dreijähriger Medikamentierung bestätigt. Auch häufiger auftretende optische Halluzinationen, plötzliche Todesfälle und ernstzunehmende kardiovaskuläre Ereignisse seien aufklärungsbedürftig.

Das Expertengremium setzt sich deshalb für eine sorgfältigere Diagnostik bei der zweifelhaften ADHS-Diagnose sowie für eine unbedingte Behandlungsergänzung ein: "Psychopharmaka für Kinder müssen endlich Mittel der letzten, und nicht länger der ersten Wahl sein." fordert die Konferenz in ihrer Stellungnahme. Viele Kinder werden mehrere Jahre medikamentös behandelt und erhalten niemals eine qualifizierte psychotherapeutische (Begleit-) Behandlung. In Italien wurde bereits Anfang des Jahres eine sehr kritische Konsenserklärung von über 350 internationalen Fachleuten verabschiedet, um auf den Missbrauch bei der Verschreibung von Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen hin zu weisen.

Mit der Festbetragsregelung ist die gesetzliche Festlegung eines Betrags verbunden innerhalb dessen die Krankenkassen die Kosten für eine Medikamentenklasse übernehmen. Gehen die Kosten des verschriebenen Medikaments darüber hinaus, muss der Patient die Differenz selbst bezahlen. Es ist jedoch gewährleistet, dass auf jeden Fall therapeutisch bewährte Medikamente innerhalb des Festbetrags zur Verfügung stehen.Weitere wichtige Informationen finden Sie unter www.adhs-konferenz.de sowie www.adhs-schweiz.ch

 
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