01.12.08 Kosten und Nutzen der Psychotherapie
Pressemitteilung der DPtV
Die schlechte Versorgungslage mit psychotherapeutischen Leistungen führe zu unnötigem Leid der betroffenen Patienten mangels ausreichender Therapie und hohen volkswirtschaftlichen Schäden, betonte Dipl.-Psych. Hans-Jochen Weidhaas am 26. November 2008 in Berlin bei der Vorstellung neuer aktueller Daten zu Kosten und Nutzen psychotherapeutischer Therapien. Dabei nähmen psychische Erkrankungen in Deutschland deutlich zu und seien die Hauptgründe für längere Arbeitsunfähigkeitszeiten und vor allen Dingen für Frühberentungen, betonte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). Der volkswirtschaftliche Schaden dieser Entwicklung übertreffe bei weitem die Kosten für die erforderliche Psychotherapie – aber diese finde längst nicht in dem notwendigen Umfang statt.

Als Beispiel nannte Weidhaas die – wenn auch sinkende Anzahl – von Suiziden in Deutschland. 9402 Menschen starben 2007 durch Suizid, das entspricht einer Rate von 17,4 bei Männern und 5,7 bei Frauen, bezogen auf 100 000 Einwohner. "Würden wir diesen Menschen rechtzeitig und im notwendigen Umfang Psychotherapien anbieten können, würde viel Leid für sie und ihre Angehörigen erspart werden", unterstrich der Diplompsychologe.

Die Realität sieht so aus: Sucht ein Patient nach einem Therapieplatz wird er mit Wartezeiten von bis zu 6-9 Monaten vertröstet. Wirtschaftliche Behandlungsmethoden wie die Gruppenpsychotherapie werden kaum noch angeboten, die Sicherstellung für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist schon lange nicht mehr gewährleistet.

Hier hat der Gesetzgeber allerdings aktuell gehandelt, berichtete Weidhaas, so dass sich die Lage in den kommenden Jahren im Bereich der Kinder - und Jugendlichenpsychotherapie verbessern wird. In den neuen Bundesländern sieht die Lage auch weiterhin schlecht aus. "Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung sieht diese Entwicklung mit großer Sorge. Fast 30 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an Depressionen, die hohe Zahl von Suiziden könnten vermieden werden. Auch mit Blick auf die Einführung des Gesundheitsfonds und den weiteren Sparmaßnahmen ist es völlig unverständlich und volkswirtschaftlich unsinnig, dass der Zugang zu Psychotherapien nicht vereinfacht und die Honorierung adäquat angepasst wird".

Dass die Psychotherapie ein effektives, zielführendes Verfahren zur Behandlung psychischer Störungen ist und auch aus Kostengründen vernünftig, beweist die Untersuchung, die Prof. Jürgen Margraf, Universität Basel, aktuell mit seinem Buch: Kosten und Nutzen der Psychotherapie (Springer Verlag, Nov. 2008) am 26. November 08 erstmals der Öffentlichkeit vorlegte. Margraf wertete alle Originalarbeiten der letzten zehn Jahren zu Kosten und Nutzen ambulanter Psychotherapie aus. Insgesamt konnten 54 Studien mit über 13 000 Patienten aus den wichtigsten Indikationsfeldern identifiziert werden. Dabei wurde in 95 Prozent der Studien eine deutliche Kostenreduktion durch Psychotherapie festgestellt. In 76 Prozent der ausgewerteten Studien wurde gezeigt, dass die Psychotherapie gegenüber medikamentösen Strategien überlegen war oder deutlichen Zusatznutzen brachte.

"Psychotherapie ist wirksam und spart deutlich Kosten und nicht zuletzt Leid für die betroffenen Menschen", betonte der Baseler Psychotherapeut. Allerdings könnten nicht alle psychotherapeutische Verfahren gleich gesetzt werden. Die genannten positiven Ergebnisse betrafen besonders kognitiv-behaviorale Therapien, in geringerem Umfang aber auch andere störungsspezifische Kurzinterventionen und psychodynamische Kurztherapien.

 
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