03.06.09 Symposium: Psychotherapie im Alter
(BPtK/LPK) Neben demenziellen Erkrankungen leidet fast jeder zehnte Erwachsene über 60 Jahren unter einer Depression. Demgegenüber werden jedoch erhebliche Mängel im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen diagnostiziert. Der Anteil älterer Menschen, die psychotherapeutisch behandelt werden, ist jedoch noch verschwindend gering. Von 100 älteren Menschen, die an einer Depression leiden, erhält nicht einmal ein Patient eine Psychotherapie. Hingegen nimmt jeder vierte Erwachsene über 70 Jahren ein Psychopharmakon, insbesondere Beruhigungsmittel, teils mit gravierenden Nebenwirkungen. Benzodiazepine erhöhen das Sturzrisiko um 55 bis 87 Prozent. Dabei sollten Psychopharmaka gerade bei älteren Menschen, die bereits aufgrund mehrfacher körperlicher Leiden häufig fünf oder mehr Medikamente nehmen, nur nach sorgfältiger Prüfung verordnet werden.

Das Symposium "Psychotherapie im Alter" der BPtK, beschäftigte sich deshalb mit der Frage, wie eine bedarfsgerechte Versorgung psychisch kranker älterer Menschen in Zukunft ausgestaltet werden sollte.



Versorgungsbedarf steigt

Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie am Zentrum für Human und Gesundheitswissenschaften der Charité Berlin und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, gab in ihrem Vortrag einen Überblick zum Versorgungsbedarf älterer Menschen. Insgesamt sei eine zunehmende psychiatrische Gesamtmorbidität zu verzeichnen, da mit steigender Lebenserwartung die beschwerdefreien Jahre im Alter abnähmen. Verlässliche Daten zur psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen existierten derzeit nicht. Jedoch sei in der Generation 60plus ein biologisches Krankheitskonzept noch weit verbreitet, weshalb kaum Psychotherapie in Anspruch genommen werde. Zu erwarten sei aber eine Ablösung dieses Krankheitskonzeptes durch die heranrückende jüngere Generation, welche ein ganzheitliches Krankheitskonzept beanspruche. Die Versorgung psychisch kranker älterer Menschen müsse grundsätzlich interdisziplinär in Kooperation mit Hausärzten und Pflegekräften ausgerichtet sein, da hier die größte Versorgungslücke vorherrsche.



Psychotherapeutische Praxis

Prof. Dr. Andreas Maercker vom Psychologischen Institut der Universität Zürich stellte zunächst die Theorien zur Lebensspanne dar, die das Alter unter einer Gewinn-Verlust-Perspektive betrachten. Maercker forderte, die bestehenden therapeutischen Techniken dem Alter entsprechend zu modifizieren und sich zudem das notwendige Wissen über die häufigsten körperlichen Erkrankungen anzueignen, um eine bessere Versorgung der älteren Generation zu gewährleisten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion forderte BPtK-Präsident Prof. Dr. Rainer Richter und Dr. Johannes Kipp, Klinikdirektor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Kassel, eine größere Bereitschaft insbesondere jüngerer Psychotherapeuten, mit älteren Menschen zu arbeiten. Ergänzend berichtet Johannes Klüsener von der Techniker Krankenkasse, dass durchaus eine Nachfrage älterer Patienten nach Psychotherapie zu vermerken sei. Erste Lösungsvorschläge, wie die Ausarbeitung von Selektivverträgen, wurden erörtert, jedoch müssten ebenfalls gezielt Anreize im Kollektivvertrag für diese Patientengruppe geschaffen werden.



Weitere Informationen sowie den ausführlichen Bericht zur Tagung finden Sie auf der Seite der BPtK:



Weitere Informationen zum Download finden Sie hier:

 
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