13.10.2011 Traumatisierte MigrantInnen
Versorgungsbericht der LÄK und der LPK

(LÄK) Traumatisierte MigrantInnen, die vor Bürgerkrieg, politischer oder ethnischer Verfolgung geflohen sind, die teilweise Folter, psychischer oder körperlicher, oft auch sexueller Gewalt ausgesetzt waren, leiden lebenslänglich unter den seelischen und körperlichen Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden. Um die traumatischen Erfahrungen verarbeiten zu können und den Anforderungen des Alltags gewachsen zu sein, benötigen sie professionelle Hilfe.

In Baden-Württemberg haben sich deshalb einige Behandlungszentren auf die ärztliche und psychologische dolmetschergestützte Psychotherapie von traumatisierten MigrantInnen spezialisiert. Die Arbeit der Zentren, die in einem Gesprächskreis um die Menschenrechtsbeauftragte der Landesärztekammer Baden-Württemberg regelmäßig ihre Erfahrungen austauschen, wird im 1. Versorgungsbericht vorgestellt, der jetzt gemeinsam von Landesärztekammer Baden-Württemberg und Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg herausgegeben wurde.

Die Veröffentlichung dokumentiert die häufigsten Ursachen und Folgen von Traumatisierung und beschreibt die Grundprobleme der medizinischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung von traumatisierten MigrantInnen im deutschen Gesundheitssystem. Im Mittelpunkt der Publikation steht die Gliederung der ambulanten Versorgung in Baden-Württemberg und die Vorstellung der Arbeit der Zentren.

Allerdings sehen die Herausgeber auch erheblichen Reformbedarf: Denn die ambulante medizinische, psychosoziale und psychotherapeutische Versorgung von traumatisierten MigrantInnen in Baden-Württemberg wird insbesondere durch zwei entscheidende Punkte erschwert: zum Einen durch die fehlende Kassenzulassung der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, zum Andern durch den Mangel an muttersprachlichen ÄrztInnen und TherapeutInnen, deren Ersatz durch das Hinzuziehen von DolmetscherInnen über die deutschen Krankenkassen nicht abgerechnet werden kann.

Die Veröffentlichung schließt mit zehn Forderungen im Hinblick auf den Reformbedarf der bislang gängigen ambulanten medizinischen, psychosozialen und psychotherapeutischen Versorgung traumatisierter MigrantInnen, die von den im Bericht vorgestellten Einrichtungen gemeinsam aufgestellt wurden.



 
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