26.09.2012 Mobbing-Hotline

Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu, aktuell bestätigt durch den Fehlzeitenreport 2012 der AOK. Sie sind neben den Atemwegserkrankungen die einzige Gruppe von Erkrankungen, die deutlich zunimmt, und sie verursachen die höchste Anzahl von Krankheitstagen pro Krankheitsfall. Neben einer Vielzahl ungünstiger Arbeitsbedingungen, wie hohe Flexibilität und Mobilität, steigender Leistungsdruck durch neue Formen der Arbeitsorganisation, sind es immer wieder hoch eskalierte Konflikte am Arbeitsplatz, die zu psychischen Erkrankungen und längerfristiger Arbeitsunfähigkeit führen.

Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg hat dieses Problem erkannt und bereits 2008 die Initiative ergriffen, indem sie das Projekt „Mobbing-Hotline Baden-Württemberg“ ins Leben rief. Seit inzwischen gut vier Jahren gibt es dieses Beratungsangebot. Es ist mit einer telefonischen Beratungsmöglichkeit für Mobbing-Betroffene zwischen 8:00 und 22:00 Uhr von Montag bis Freitag ein bundesweit einmaliges Projekt. Aktuell ist eine neue Organisationsform im Gespräch, in der neben der DRV Baden-Württemberg, den Gewerkschaften und den Kirchen auch andere Träger wie Krankenkassen, Unfallkassen und ggf. das Sozialministerium eingebunden werden.

Ganz praktisch bedeutet die Einrichtung der Hotline, dass in den vergangenen vier Jahren über 4.000 Beratungsgespräche geführt wurden, ca. 70 BeraterInnen für den Einsatz an der Hotline fortgebildet wurden, eine Vielzahl von Vorträgen und Seminaren zu den Themen Mobbing und Arbeitsplatzkonflikte gehalten wurden und nicht zuletzt auch stationäre Betreuungen von Patientinnen in Kooperation mit der Klinik Glotterbad durchgeführt wurden.

Bei der Mobbing-Hotline besteht ein breites Know-How zum Thema Arbeitsplatzkonflikte, das in den unterschiedlichsten Formen den betroffenen MitarbeiterInnen, aber auch den Betrieben und Organisationen zur Verfügung gestellt wird, in dem Wissen, dass präventive Ansätze zur Konfliktlösung und zum Konfliktmanagement die beste Methode sind, um längerfristig Erkrankungen und Arbeitsausfällen vorzubeugen.

Insbesondere für PsychotherapeutInnen ist dieses Angebot von Bedeutung, da bei PatientInnen, bei denen der Konflikt am Arbeitsplatz eine wesentliche Rolle in der Ätiologie der Erkrankung spielt, neben der individuellen psychotherapeutischen Behandlung in aller Regel auch eine aktive Auseinandersetzung mit dem Arbeitsplatzkonflikt notwendig ist, um einen wesentlichen Auslöser des Krankheitsgeschehens auszuschalten. Insbesondere psychische Erkrankungen, die durch Arbeitsplatzkonflikte wesentlich mit bedingt sind, sind in der Regel gegenüber einer rein psychotherapeutischen Behandlung häufig mehr oder weniger resistent, außer leichten Veränderungen der Symptome ist selten eine Veränderung erreichbar. Es bedarf einer aktiven Auseinandersetzung mit den Bedingungen am Arbeitsplatz, wenn mittel- und langfristig ein Behandlungserfolg erzielt werden soll. An dieser Stelle kann die Mobbing-Hotline einsetzen. Neben der aktuellen telefonischen Beratung hat sie die Möglichkeit über ihr Netzwerk landesweit den Kontakt zu den jeweiligen ExpertInnen zu vermitteln, die vor Ort eine weitergehende Unterstützung leisten können. Dazu gehören geschulte Mobbing-BeraterInnen, Coaches, Juristinnen. PsychotherapeutInnen und auch Selbsthilfegruppen, die im Alltag einen wesentlichen Beitrag zur ganz praktischen Bewältigung der schwierigen Phasen einer aktiven Auseinandersetzung mit den belastenden Situationen am Arbeitsplatz leisten können.

Mehr unter www.mobbing-hotline-bw.de oder unter der Telefonnummer: 0180 266 224 64

 
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