26.02.2014Kinder und Jugendliche mit Depressionen richtig behandeln
S3-Leitlinie gibt wissenschaftlich fundierte Empfehlungen

(BPtK) Die Zahl der stationären Behandlungen von Kindern und Jugendlichen mit Depressionen hat sich nach Angaben der Krankenkasse DAK-Gesundheit in den vergangenen acht Jahren verdreifacht. Allein im Jahr 2012 waren es 12.567 stationär behandelte 10- bis 20-Jährige. Während in der Kindheit Mädchen und Jungen ungefähr gleich häufig betroffen sind, sind es im Jugendalter überwiegend Mädchen und junge Frauen. Sie sind doppelt so oft wegen einer Depression in stationärer Behandlung wie junge Männer.

Extreme Stimmungsschwankungen, aggressives Verhalten, abfallende Schulleistungen oder körperliche Beschwerden, wie anhaltende Kopfschmerzen, Gewichtsverlust und Schlafstörungen, können sowohl Symptome einer Depression als auch Phänomene der pubertären Entwicklung sein. Daher empfiehlt die DAK-Gesundheit eine rechtzeitige Abklärung bei einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder einem Kinder- und Jugendpsychiater. „Mit der S3-Leitlinie stehen den Experten seit 2013 wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose einer Depression zur Verfügung“, stellt Peter Lehndorfer, Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest.

Bei leichten und mittelgradigen Depressionen empfiehlt die Leitlinie vor allem eine Psychotherapie, da eine Pharmakotherapie zu verstärkten Suizidgedanken und anderen unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie von Psycho- und Pharmakotherapie erwogen werden. Dabei sollte durch Kontrolluntersuchungen sichergestellt werden, dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen rechtzeitig erkannt werden.

Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen können im Regelfall ambulant behandelt werden. Eine stationäre Behandlung kann erforderlich sein, wenn Suizidgefahr besteht und mit dem Kind oder Jugendlichen keine Absprachen getroffen werden können, wenn es erhebliche psychosoziale Belastungen gibt oder wenn die Bewältigung des Alltags eine zu hohe Anforderung für die Kinder und Jugendlichen ist.

„Nicht jede Depression muss sofort psychotherapeutisch oder medikamentös behandelt werden“ so der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Lehndorfer. Bei leichten depressiven Störungen kann zunächst eine aktive Unterstützung, Beratung oder Psychoedukation über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen ausreichend sein. Voraussetzung ist dafür allerdings, dass es keine nennenswerten Risikofaktoren, familiäre Vorbelastungen durch affektive Störungen oder Warnsignale für eine Verschlechterung der Erkrankung gibt.

„Für eine flächendeckende Umsetzung der Empfehlungen brauchen wir Rahmenbedingungen, in denen auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten die Gesamtverantwortung in der Versorgung depressiver Kinder und Jugendlicher übernehmen können. Dazu gehört, die Erbringung oder Veranlassung der genannten Unterstützungs- und Beratungsleistungen in den Leistungskatalog von Psychotherapeuten aufzunehmen“, fordert Lehndorfer

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