Humanistische Psychotherapie kein wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie veröffentlicht Gutachten

(BPtK)

Die Humanistische Psychotherapie kann nicht als wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren gelten. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (WBP) in seinem Gutachten, das er heute auf seiner Homepage veröffentlicht hat. „Für eine wissenschaftliche Anerkennung als Psychotherapieverfahren fehlen den 10 psychotherapeutischen Ansätzen der Humanistischen Psychotherapie insbesondere qualitativ hochwertige Studien für ihre Wirksamkeit bei Angststörungen,“ erläutert Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft, der erste Vorsitzende des WBP. „Damit kann die Humanistische Psychotherapie nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten empfohlen werden.“

Auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie hatte der WBP geprüft, ob für insgesamt 10 psychotherapeutische Ansätze, zusammengefasst als „Humanistische Psychotherapie“, ausreichend wissenschaftliche Belege für ein breites Spektrum von psychischen Störungen vorliegen, damit sie als psychotherapeutisches Verfahren im Sinne des Psychotherapeutengesetzes gelten können. Zu den 10 psychotherapeutischen Ansätzen gehören: Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Emotionsfokussierte (Einzel-)Therapie und Emotionsfokussierte Paartherapie, Psychodrama, Logotherapie, Existenzanalyse, Körperpsychotherapie, Pesso Boyden System Psychomotor, Integrative Therapie und Transaktionsanalyse.

Der WBP kam zu dem Schluss, dass es sich bei der Humanistischen Psychotherapie nicht um ein psychotherapeutisches Verfahren nach dem Methodenpapier des Beirats handelt. Der Beirat konnte bei den 10 psychotherapeutischen Ansätzen zwar eine übergeordnete psychotherapeutische Grundorientierung feststellen. Für eine Anerkennung als Verfahren fehlte es jedoch insbesondere an einer systematischen und differenzierten Vermittlung der 10 Ansätze in einer gemeinsamen Aus-, Fort- oder Weiterbildung. Auch mangele es der Humanistischen Psychotherapie neben den fehlenden Studien an einem Konzept der differenziellen Indikationsstellung.

Die meisten Wirksamkeitsstudien lagen für die psychotherapeutische Behandlung von Erwachsenen mittels der Gesprächspsychotherapie vor. Hier stellte der WBP die Wirksamkeit in 3 Anwendungsbereichen fest: affektive Störungen, Anpassungs- und Belastungsstörungen sowie psychische und soziale Faktoren bei somatischen Erkrankungen. Dies reichte jedoch nicht aus, um die Wirksamkeit der Gesprächspsychotherapie für ein hinreichend breites Spektrum von psychischen Erkrankungen zu belegen, wie es für die wissenschaftliche Anerkennung als psychotherapeutisches Verfahren notwendig ist. Für die übrigen psychotherapeutischen Ansätze der Humanistischen Psychotherapie konnte der Beirat auf der Basis der aktuell verfügbaren Studien in keinem Anwendungsbereich die wissenschaftliche Anerkennung feststellen.

Für die Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen hat der WBP insgesamt für keinen der psychotherapeutischen Ansätze in einem der Anwendungsbereiche die wissenschaftliche Anerkennung festgestellt.

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