Erfolgreiche Corona-Hotline für Menschen mit psychischen Belastungen

(LPK BW)

Über die Initiative „Corona-Hotline“ hatten wir bereits im Psychotherapeutenjournal 2/2020 berichtet. Sie wurde als gemeinsame Initiative des baden-württembergischen Sozialministeriums, dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, der Landesärztekammer, der Landespsychotherapeutenkammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg ins Leben gerufen und war ab Mitte April bis Ende Juli freigeschaltet. Ziel war ein breites niederschwelliges Hilfsangebot für Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie hohen psychischen Belastungen ausgesetzt waren.

Sozialminister Manfred Lucha bedankte sich bei allen beteiligten Kooperationspartnern und vor allem bei den über 750 professionellen Helfern, darunter ca. 500 ärztliche und psychologische Psychotherapeut*innen sowie auch ca. 100 PiA. In seinem Dankesschreiben an alle Mitwirkenden betonte er, dass für die Einrichtung eines solchen Angebotes normalerweise ein großer zeitlicher Vorlauf und ein nicht unerhebliches Finanzbudget erforderlich sei. Sehr schnell sei dann aber genau auf diese Frage durch das Engagement aller Beteiligten eine „grandiose und Mut machende Antwort“ gegeben worden, nämlich die, dass es im Krisenfall möglich sei, ein leicht zugängliches, kostenloses und gleichwohl fachlich anspruchsvolles Angebot für die Bürgerinnen und Bürger des Landes einzurichten. „Sie waren selbst in einer schwierigen Situation, waren mit der Frage beschäftigt, wie es denn weitergehen soll und haben dennoch umgehend Ihre Bereitschaft erklärt, eine schlagkräftige Telefon-Hotline aufzubauen. Das war keine Selbstverständlichkeit und dafür bedanke ich mich von ganzem Herzen bei Ihnen“, so Sozialminister Lucha.

Durchschnittliche Dauer der Gespräche bei der Telefon-Hotline

Die LPK hatte ihre Mitglieder via E-Mail gebeten, an der Hotline mitzuwirken. Bis zur Einstellung der Hotline Mitte Juli wurden über 8000 Anrufer vermittelt, die meisten in den Abendstunden zwischen 17.00 und 19.00 Uhr. Die Gespräche dauerten im Durchschnitt ca. 25 Minuten, bei ca. 40 % bis zu einer Stunde (Abb. 1). Bei über 90 % der Anrufe handelte es sich um einmalige Gespräche, in den meisten Fällen um kurze Kriseninterventionen und/oder Verweise/Beratung bzgl. Behandlungsmöglichkeiten. Themen waren u.a. coronaspezifische Ängste, depressive Reaktionen oder die Bewältigung der Quarantänesituation. Die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Professionellen bewertete das Projekt als sinnvoll und hilfreich für die anrufenden Hilfesuchenden.

Anzahl der Anrufe bei der Telefon-Hotline im Verlauf der letzten 13 Wochen

„Um Ihnen meinen Dank und Verbundenheit auch praktisch auszudrücken, plant das Ministerium für Soziales und Integration exklusiv für Sie im nächsten Jahr einen Fachtag zum Thema ‚Niedrigschwelliger Zugang zu psychotherapeutischer Behandlung‘“ so Manne Lucha.

Die Hotline wurde Mitte Juli wieder abgeschaltet, nachdem sich die Infektionssituation beruhigt hatte und die Hotline weniger in Anspruch genommen wurde (Abb. 2). Zudem hatten sich einer Befragung 79 % der teilnehmenden 134 Professionellen dafür ausgesprochen, die Hotline im Umfang zu reduzieren (22 %) oder momentan ruhen zu lassen (57 %). In Einklang mit der Einschätzung der Initiatoren der Hotline wurde sie deshalb in eine Ruhephase geschaltet. Falls es zu einer erneuten Zuspitzung der Corona-Situation kommen sollte, würde die Hotline wieder aktiviert werden.

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