Diotima-Ehrenpreis 2023

Verleihung an ehemaligen BPtK-Präsidenten

Prof. Dr. Rainer Richter
(BPtK)

Prof. Dr. Rainer Richter wurde am 16. November im Kulturquartier „silent green“ in Berlin mit dem diesjährigen Diotima-Ehrenpreis der deutschen Psychotherapeutenschaft ausgezeichnet. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) ehrt damit ihren langjährigen Präsidenten, der sich in herausragender Weise für die Etablierung der Bundespsychotherapeutenkammer als wichtiger Akteur im Gesundheitswesen engagiert und die Weiterentwicklung der Versorgung wie auch der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung vorangetrieben hat.

Evidenzbasierung als Grundlage der Psychotherapie

Prof. Dr. Thomas Fydrich

In seinem Festvortrag unterstrich Professor Dr. Thomas Fydrich, ein langjähriger Weggefährte des Preisträgers im Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie, dass Psychotherapie eine gute Evidenzbasierung für die Behandlung von psychischen Erkrankungen habe. „Verglichen mit vielen Interventionen in der somatischen Medizin hat Psychotherapie höhere Effekte und ist sehr wirksam“, erläuterte Prof. Fydrich. Er würdigte, dass Professor Richter die Rolle der Evidenzbasierung für die Etablierung der Psychotherapie im Gesundheitssystem früh erkannt habe und dieser immer treu geblieben sei.

Preisverleihung

Dr. Andrea Benecke

In ihrer Laudatio hob BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke hervor, dass Professor Rainer Richter über eine gesamte Dekade als Präsident den Aufbau und die Etablierung der Bundespsychotherapeutenkammer als Interessenvertretung der Psychotherapeut*innen im deutschen Gesundheitssystem entscheidend geprägt habe. Er habe sich fortwährend für die Entwicklung einer gemeinsamen professionellen Identität der Psychotherapeut*innen in den Strukturen der Kammern engagiert. Die Interessenvertretung der Psychotherapeut*innen habe er dabei stets umfassender interpretiert und den Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihren Bedürfnissen in Versorgung und Gesellschaft eine Stimme verliehen.

Als Präsident der BPtK (2005 bis 2015) hat Richter unablässig darauf hingewiesen, dass psychisch kranke Menschen noch immer nicht genauso gut versorgt werden wie körperlich Erkrankte. Trotz aller Erfolge bei der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen bestünden noch immer eklatante Mängel bei der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Besondere Anliegen waren ihm der Abbau der langen Wartezeiten in der ambulanten Psychotherapie und die Entwicklung einer sektorenübergreifenden Versorgung für schwer psychisch kranke Menschen.

Gegen teils heftige Widerstände setzte sich Professor Richter auch für grundlegende Reformen in stationären Einrichtungen der Psychiatrie und Psychosomatik ein, um im Krankenhaus eine bessere, leitliniengerechte, psychotherapeutisch-orientierte Behandlung zu ermöglichen.

Darüber hinaus werden das Psychotherapeutengesetz von 1998 und seine Reform im Jahr 2019 stets auch mit seinem Namen verbunden sein. Das Forschungsgutachten zu Fragen eines Psychotherapeutengesetzes, an dem Professor Richter maßgeblich beteiligt war, bereitete das erste Psychotherapeutengesetz vor. Der Entscheidung der Profession, die Reform der Psychotherapeutenausbildung auf den Weg zu bringen und die psychotherapeutische Aus- und Weiterbildung an die Struktur der Ärzt*innen anzugleichen, ebnete Richter in seiner Amtszeit den Weg und setzte sich auch danach mit Kräften für ein Gelingen der Reform ein.

Dr. Andrea Benecke und Prof. Dr. Rainer Richter

Dank

Ein sichtlich bewegter Preisträger bedankte sich im Anschluss der Preisverleihung bei den Anwesenden und seiner Familie. Seine Familie hätte sein Engagement – trotz so mancher Unterbrechung des „heiligen“ Skiurlaubs in der österreichischen Heimat seiner Frau oder der Ferien in der Wahlheimat Südfrankreich – immer mitgetragen. Die Entwicklung des Berufsstands illustrierte er noch einmal anhand seines eigenen Werdegangs vom „Testknecht“ im „paramedizinischen“ Dienst des Universitätsklinikums Ulm bis zur Erweiterung des Berufsbilds der Psychotherapeut*innen durch Befugniserweiterungen u. a. zur Krankenhauseinweisung, die unter seiner Präsidentschaft in der BPtK erfolgten. Auch einen weiteren Erfolg, der ihm persönlich aus biografischen Gründen besonders am Herzen liege, ließ er nicht unerwähnt. Den Abschluss eines Vertrags zwischen der Bundeswehr und der BPtK, der kriegstraumatisierten Soldat*innen einen schnelleren Zugang zu psychotherapeutischer Versorgung ermöglicht. Dieser Vertrag existiert heute noch.

Musikalisch gefühlvoll begleitet wurde die Festveranstaltung vom Trio „Déjà vu“ mit französischen Chansons.

Déjà vu