Mit ca. 75 Teilnehmer*innen startete am 23. April die LPK-Fortbildungsreihe zur Psychotherapie für Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung mit Stefan Meir, Psychologischer Psychotherapeut und leitender Psychologe im MZEB der GIB-Stiftung Berlin (Stiftung Gesellschaftliche Integration von Menschen mit Behinderungen). Die Präsentation seines Vortrags mit dem Thema "Eckpunkte und Gestaltungsspielraum der Psychotherapie mit Menschen mit geistiger Behinderung unter den aktuellen Bedingungen" sowie eine Übrsicht zur gesamten Reihe finden Sie unten zum Download.
Erfolgreicher Start der LPK-Online-Fortbildungsreihe mit Stefan Meir
Einführend informierte Dr. Roland Straub, Behindertenbeauftragter und Koordinator des Arbeitskreises der LPK zunächst kurz zu den Anliegen und Zielen (s.u.). Danach begrüßte er den Referenten des Abends, Stefan Meir, und hob dessen besonderes Engagement in landes- und bundespolitischen Gremien zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung für Menschen mit Intelligenzminderung hervor. Stefan Meir sei ein wichtiges Mitglied im LPK-Arbeitskreises und bringe als langjähriger leitender Psychologe der Liebenau Kliniken und nun für die GIB-Stiftung Berlin tätig eine breite Erfahrung in der praktischen psychotherapeutischen Arbeit mit. Passend zum Auftakt und zur Einführung in die Fortbildungsreihe gab dieser dann Einblick und umfassenden Überblick zu den Grundlagen und dem Gestaltungsspielraum einer diagnostisch-psychotherapeutisch fundierten Arbeit mit Menschen mit intellektuellen Einschränkungen. Wie Meir ausführte, handelt es sich hierbei um eine höchst heterogene Gruppe. Ziel der Therapie sei letztlich die Reduktion der subjektiv erlebten Belastungen. Hierzu verdeutlichte er an vielen anschaulichen Beispielen, welche besonderen Bedingungen in der Gestaltung der therapeutischen Beziehung und des Vorgehens im Verlauf einer Therapie der Sorgfalt und besonderen Beachtung bedürfen, sei es einfache Sprache und langsames Tempo oder die Orientierung auf aktuelle oder zeitnahe Situationen, Bedürfnisse und Einflüsse und vieles mehr. Besonders wichtig sei es dabei, sich Zeit zu nehmen, um diese durch Einschränkungen geprägte andere Erfahrungswelt kennenzulernen und im Austausch, sei es verbal oder non-verbal, zu beachten. Oft könne nur mit konkret anschaulichen und sinnlichen Erfahrungen gearbeitet werden; es sei oft eine hohe Ablenkbarkeit gegeben oder die Lernerfahrungen seien durch stark eingeschränkte neurologische und motorische Funktionen geprägt. Dennoch seien die therapeutischen Vorgehensweisen, so Meir, in „Eckpfeilern“ und zentralen Modifikationen psychotherapeutischer Techniken umfassend möglich. Dies konnte er dann an Beispielen überzeugend darlegen. Abschließend ging er noch auf die positiven Änderungen in den Psychotherapierichtlinien ein, durch die nun Erweiterungen in der Behandlung und Einbezug von Bezugspersonen möglich seien sowie bessere finanzielle Rahmenbedingungen des evtl. erhöhten Aufwandes. Der Vortrag endete mit interessierten weiteren Fragen der Zuhörer*innen und vielen positiven Rückmeldungen.
In seiner Einführung ging Dr. Roland Straub außerdem auf die Geschichte des Arbeitskreises „Psychotherapie für Menschen mit geistiger Behinderung“ ein. Seine Mitglieder seien zum Thema engagierte Psychotherapeutinnen mit fundierter Erfahrung und Expertise in der psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen mit intellektuellen Einschränkungen. Bei Gründung 2011 sei eine der Grundideen gewesen, kontinuierlich praxisnahe Fortbildungen anzubieten und so Kolleginnen zu ermutigen den Schritt zu wagen, sich diesem Klientel zu öffnen und selbst Psychotherapien für Menschen mit intellektuellen Einschränkungen und einer psychischen Störung durchzuführen. Angeregt worden sei damals, sich in regionalen Qualitätszirkeln auszutauschen und zu unterstützen. Man sei dann gestartet mit jährlichen Fortbildungen in den Regionen Freiburg, Stuttgart, Reutlingen und Ravensburg sowie zusätzlichen Veranstaltungen gemeinsam mit der Ärztekammer. Sowohl die regionalen als auch die zentralen Fortbildungen seien durchgängig gut besucht gewesen. Dies habe dann dazu geführt, dass eine Therapeutenliste erstellt werden konnte. Auf dieser sind nur Kolleginnen aufgeführt, die sich auf einem Formular bereit erklären, dass ihre Praxis auf dieser Liste aufgeführt werden dürfe. Diese Liste wird kontinuierlich erweitert. Angehörige und Therapieplatzsuchende können regionale Adressen bei der Kammer anfragen. Auch während und nach der aktuellen Fortbildungsreihe (Übersicht siehe unten) könne man sich spontan einschreiben, dazu sei auf der letzten Folie des Vortrages ein link abgebildet. Aufgrund kontinuierlicher Nachfrage und des großen Interesses habe man entschieden, erneut eine Reihe zu starten, um die Liste zu erweitern und weitere Therapeuten zu gewinnen für diese Arbeit. Die Tatsache, dass nun heute zum Start sich sogar mehr Teilnehmer angemeldet hätten, als dies 2021 der Fall war, verdeutliche, dass das Interesse an dieser Arbeit insgesamt gewachsen sei.