Die 36. Landespsychologenkonferenz, die vom Landesverband der Klinikpsychologen und -Psychotherapeuten ausgerichtet wurde, fand am 20.06.2024 auf dem Gelände der Landesgartenschau in Wangen statt. Das Schwerpunktthema der Tagung lautete „Klimawandel - Zukunft - Gerechtigkeit: eine psychotherapeutisch-psychiatrische Perspektive“. Dietrich Munz als Präsident der Landespsychotherapeutenkammer ging im Programmpunkt „Kammer im Gespräch“ auf die berufspolitischen Entwicklungen auf Landes- und Bundesebene ein, z.B. auf den aktuellen Stand der Umsetzung der neuen Psychotherapie-Weiterbildung mit der politisch noch nicht geklärten Frage der Finanzierung. Erik Nordmann, neues Mitglied im Vorstand der LPK, informierte über das geplante Fortbildungscurriculum Klima (-krise) und Psyche der BPtK.
Zum hochaktuellen Thema der Tagung referierten Monika Stöhr und Hans Knoblauch vom ZfP Südwürttemberg über das Projekt einer speziellen Klimasprechstunde, die von der Weissenauer Klinik und der Universitätsklinik Ulm in der Region Wangen angeboten wird. Beide betonten die Dringlichkeit, Strategien und spezifische Beratungsangebote zu entwickeln und bereitzustellen: Viele Menschen, die die Klimaambulanz oder auch psychotherapeutische Hilfe aufsuchen, fühlen sich durch die aktuellen Klimaentwicklungen besonders hilflos und bedroht. Psychotherapeut*innen sollten sich deshalb dringend mit diesem Thema beschäftigen und konkrete Pläne und Handlungsmöglichkeiten zum Erhalt psychischer Gesundheit entwickeln. Die Referent*innen gaben folgende Empfehlungen für Betroffene:
Informiert bleiben über den Klimawandel, aber nicht überwältigt werden
Emotionale Berührung zulassen
Unterstützung in der Gemeinschaft suchen durch gegenseitigen Austausch
Gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln, z.B. regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken
Selbstfürsorge und „Wohlfühl-Zeit“ in der Natur und mit positiven Aktivitäten
Kognitive Dissonanz hinterfragen bzgl. der eigenen Bedürfnisse/Wünsche und nach klimaschonenderen Alternativen suchen
Effektive Handlungsmöglichkeiten erkennen durch Reflexion möglicher eigener Beiträge zum Klimaschutz
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen bei starken Belastungen durch psychotherapeutische Unterstützung
Die Regionalgruppe Allgäu-Oberschwaben von Psy4F - Psychologists for Future bot auf einem Infostand weitere Informationen und Bücher zum Thema an und informierte über ihr Engagement in der Region.
Der rege Austausch untereinander zeigte nochmal deutlich das persönliche und berufliche Interesse am Thema und nicht zuletzt auch die persönliche Betroffenheit in der Region durch die starken Überschwemmungen in den vergangenen Wochen.
Abschließendes Tagungshighlight war die Führung über das Gelände der Gartenschau. Dies besonders dadurch, dass der Gruppenführer selbst viele Details zu dem ehemaligen Industriegelände mit Werkswohnungen für damaliges sog. „Gastarbeiter“ schilderte und auch die Folgen der Überflutung der Argen beim jüngsten Unwetter auf dem Gelände und damit die Folgen des Klimawandels deutlich sichtbar machen konnte.