Psychotherapie und Schulpsychologie

Gemeinsamer LPK-Workshop mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle Aalen

(LPK BW)

Am 16.11.2015 fand ein weiterer Workshop mit einer schulpsychologischen Beratungsstelle statt. Eine ähnliche Auftaktveranstaltung erfolgte im Dezember letzten Jahres in Winnenden.

Kammerpräsident Dr. Dietrich Munz gab zunächst eine Einführung zur Tätigkeit der niedergelassenen Psychotherapeuten. Er führte aus, dass ein grundsätzliches Problem darin bestehe, dass die Versorgungssituation in Baden-Württemberg hinsichtlich psychotherapeutischer Behandlungsplätze für Kinder und Jugendliche nicht ausreichend sei. Es gebe derzeit landesweit etwa 600 niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und die Wartezeiten auf einen Therapieplatz seien lang, insbesondere in ländlichen Gebieten. Die Psychotherapeutenkammer weise landes- und auch bundesweit immer wieder auf diesen Mangel hin, was aber bislang nicht zu wesentlichen Verbesserungen geführt habe. Hier müssten deutliche gesundheitspolitische Signale gesetzt werden, wozu eine solche Veranstaltung mit Schulpsychologen und Beratungslehrern einen Beitrag leisten könne.

Bianca Ebel, Diplom-Psychologin und Fachbereichsleiterin sowie Thomas König, Diplom-Psychologe und Schulpsychologe der schulpsychologischen Beratungsstellen in Göppingen und Aalen informierten über die Schulpsychologie in Baden-Württemberg. Die Versorgungssituation der Schulpsychologie sei insbesondere nach dem Amoklauf in Winnenden deutlich verbessert worden. War Baden-Württemberg 2008 mit ca. 17.000 Schülern auf einen Schulpsychologen noch an drittletzter Stelle im Vergleich der Bundesländer, habe sich die Relation auf ca. 1:8000 halbiert - im Vergleich zu den anderen Bundesländern nun im Mittelfeld. Landesweit gebe es aktuell ca. 250-300 Schulpsychologen. Das Tätigkeitsfeld der Schulpsychologen umfasse Beratung, Fortbildung und Qualifizierung, Supervision und Coaching, Schulentwicklung und Prozessbegleitung, Projektmanagement, Entwicklung und Evaluation, Konfliktmanagement und auch Krisenintervention.

Beratungslehrerin Michaela Grupp stellte die Rolle der Beratungslehrer vor. Nach Bewerberauswahl finde eine einjährige Ausbildung in Themenfeldern wie Gesprächsführung, Diagnostik und schulrelevanten Themen, wie z.B. Schullaufbahnberatung, Teilleistungsschwächen, Mobbing, Motivation, etc. statt. Neben Beratungen von Schülern, Eltern und Kollegen seien die Beratungslehrer Mitglied des schulischen Krisenteams und beim Aufbau von Kooperationen (z.B. Schulsozialarbeit, Erziehungsberatungsstelle) bzw. mit Projekten zu unterschiedlichen Themen (z.B. Schulabsentismus) aktiv.

In der anschließenden an einzelnen nach der „World-Cafe-Methode“ (zu dieser Moderation siehe z.B. http://www.agonda.de/world-cafe/world-cafe.html) moderierten Tischen zeigten sich u.a. folgende inhaltliche Schwerpunkte:

  • Informationsbedarf der Schule, z.B. zu psychischen Störungen und Erkrankungen, Unterstützung z.B. bei ADHS.
  • Kooperation bzw. Austausch zwischen Psychotherapie und Schulpsychologie, auch unter Einbindung weiterer Professionen, z.B. Ergotherapie, Logopädie, Heilpädagogik; Beratungslehrer als „Co-Therapeut“.
  • Fragen der Schweigepflicht bzw. der Schweigepflichtentbindung zwischen Schule und Therapeut sowie der Umgang mit personenbezogenen Informationen.
  • unzureichende regionale psychotherapeutische Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen.
  • Umgang mit traumatisierten Flüchtlingskindern, u.a. Möglichkeiten der (Früh-)Erkennung von Hinweisen auf eine Traumatisierung, gezielter Diagnostik und v.a. Beratungs- und Therapieangebote unter Einbezug von Dolmetschern.

Insgesamt wurde deutlich, dass seitens der Beratungslehrer und der Schulpsychologen ein großer Wunsch nach (mehr) Austausch mit Psychotherapeuten besteht, sowohl was die Zusammenarbeit bei einzelnen Kindern und Jugendlichen angeht als auch in Hinblick auf eine mehr übergeordnete, institutionelle Kooperation. Eine weitere Veranstaltung ist für den 16.12. in Reutlingen mit den Schulpsychologischen Beratungsstellen in Tübingen und Reutlingen geplant.

Themen: