Schulpsychologie und Psychotherapie

Die Schule ist für Kinder und Jugendliche auch ein Ort sozialer und emotionaler Entwicklung. Verhaltensauffälligkeiten von jungen Menschen werden auch im Schulalltag sichtbar. Daher spielen Schulen für das frühzeitige Erkennen von psychisch auffälligen oder beeinträchtigten Schülern eine wichtige Rolle. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten hingegen sehen ihre jungen Patienten häufig spät, meist erst, wenn deren Verhalten für die Schule, die Eltern oder die Kinder bzw. Jugendlichen selbst zu einem handfesten Problem geworden ist.

Um für betroffene Schülerinnen und Schüler (und deren Eltern) möglichst gute Lösungen zu finden, hat sich eine Kooperation zwischen Beratungslehrkräften, Schulpsychologie und Psychotherapie als hilfreich erwiesen. Mit mehreren Veranstaltungen hat die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg zusammen mit Schulpsychologischen Beratungsstellen und Beratungslehrkräften solch eine intensivere Kooperation angeschoben. Die vorliegende Seite bietet Informationen für interessierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie für Schulpsychologen, Beratungslehrkräfte, betroffene Schüler und deren Eltern.

Stellenwert der Schulpsychologie in Deutschland

Bundesweit gibt es aktuell ca. 2.000 Schulpsychologen auf ca. 1.350 Vollzeitstellen (Stand: 2016), was  einem Verhältnis von einem Schulpsychologen auf 8000 Schüler entspricht. Es besteht eine erhebliche Variation zwischen den Bundesländern (Berlin ca. 1:5.000 bis Niedersachsen ca. 1:16.000). Die Versorgung durch Schulpsychologen hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen in Folge von Amokläufen von Schülern verbessert, im internationalen Vergleich liegt Deutschland aber nur im Mittelfeld, im europäischen Vergleich weit hinten. Aus fachlicher Sicht wird ein Versorgungsgrad von 1:1.000 für erforderlich gehalten. Die Kultusministerkonferenz von 1973 hatte den Schlüssel für Deutschland auf 1:5.000 festgelegt, was heute noch als Zielgröße herangezogen wird. Die Versorgungssituation in Deutschland muss trotz einiger Verbesserungen seit 2009 weiter als unzureichend bezeichnet werden.

Aufgabenspektrum und Tätigkeitsfelder

Die Aufgaben und Tätigkeitsfelder von Schulpsychologen und Beratungslehrkräften sind vielfältig. In dem in Heft 2/2017 des Psychotherapeutenjournals erschienen Beitrag wurden sie zusammengefasst (Kasten).

Formale Voraussetzung für die Arbeit als Schulpsychologe/-in ist ein Abschluss im Studiengang Psychologie (Master of Science oder Diplom) oder im Masterstudiengang Schulpsychologie, der an der Universität Tübingen angeboten wird (http://www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/mathematisch-naturwissenschaftliche-fakultaet/fachbereiche/psychologie/arbeitsbereiche/schulpsychologie/studium.html). Zur praktischen Arbeit gehören auch Interesse und Freude an der Beratung von Kindern, Erwachsenen und Personengruppen sowie ein dafür notwendiges Feingefühl.

Idealerweise bringt man für die Arbeit schon klinische Beratungserfahrung bzw. entsprechende Zusatzqualifikationen mit. Darüber hinaus sind profunde Kenntnisse im Bereich der Schulpsychologie, der Pädagogischen Psychologie sowie der Organisationspsychologie erwünscht.

Schulpsychologie bzw. Schulpsychologische Beratungsstellen in Baden-Württemberg

Bildungsberatung in Baden-Württemberg

Die Struktur der Schulpsychologie in Baden-Württemberg ist in der Grafik veranschaulicht: Die Federführung liegt beim Kultusministerium Baden-Württemberg, das dort zuständige Referat heißt „Prävention und Schulpsychologische Dienste“. Unter diesem „Dach“ befinden sich die insgesamt 19 Psychologischen Schulberater/-innen an den vier Regierungspräsidien (Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe, Tübingen). Sie haben die Fachaufsicht über die 21 Schulpsychologischen Beratungsstellen (plus 7 Außenstellen). An den Schulpsychologischen Beratungsstellen werden Beratungslehrkräfte aus- und fortgebildet. In Baden-Württemberg gibt es ca. 1600 Beratungslehrkräfte. Sie sind Ansprechpartner an den Schulen vor Ort.

In Folge eines geplanten Qualitätskonzepts des Kultusministeriums Baden-Württemberg für das Bildungssystem wird sich diese Struktur ändern. Die Grafik wird also zu gegebener Zeit ersetzt werden. Die wertvolle Netzwerkarbeit der LPK mit der Schulpsychologie soll auch unter dem neuen Dach weitergeführt werden.

Insgesamt gibt es in Deutschland ein flächendeckendes Netz an Schulpsychologischen Beratungsstellen. Die Adressen der Schulpsychologischen Beratungsstellen in Baden-Württemberg sind über den ersten Hyperlink im nächsten Abschnitt aufrufbar.

Informationen und Kontaktmöglichkeiten zum Thema „Schulpsychologie“

Internet

Adressen und Internetseiten der Schulpsychologischen Beratungsstellen in Baden-Württemberg sind auf den Seiten des Kompetenzzentrums Schulpsychologie aufgeführt:
http://www.kompetenzzentrum-schulpsychologie-bw.de/,Lde/Startseite/Schulpsychologie+BW/Schulpsychologische+Beratungsstellen+in+Baden_Wuerttemberg

Kompetenzzentrum Schulpsychologie Tübingen:
http://www.kompetenzzentrum-schulpsychologie-bw.de/,Lde/Startseite

Landesverband der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Baden-Württemberg:
www.schulpsychologie-bw.de

Sektion Schulpsychologie im Bund deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP):
http://www.bdp-schulpsychologie.de

Informationen über die Schulpsychologie von einem Zusammenschluss von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen aus verschiedenen Bundesländern und Ländern:
http://www.schulpsychologie.de

Wikipedia-Artikel über Schulpsychologie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schulpsychologie

Internationaler Verband für Schulpsychologie:
http://www.ispaweb.org/

Europäisches Schulpsychologie-Zentrum für Fortbildungen, mit Schwerpunkt Krisenmanagement an Schulen (Teil der ISPA):
http://espct.eu/

Verband von Schulpsychologen, der sich in seinem Namen zwar als national bezeichnet, jedoch aufgrund seiner Größe (über 25.000 Mitglieder) und der Vielfalt der Länderzugehörigkeit dieser Mitglieder, international von Bedeutung ist, vor allem in den USA und den so genannten „westlichen“ Ländern:
http://www.nasponline.org/

Gesellschaft für Forschung zu schulpsychologischen Fragestellungen:
https://www.ssspresearch.org/

Fachbücher

Fleischer, T. et al. (2007). Handbuch Schulpsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.

Grewe, N. (2005). Beratung in der Schule. Grundlagen, Aufgaben und Fallbeispiele. Neuwied:  Wolters Kluwer.

Reichenbecher, H. et al. (2006). Von der Bildungsberatung zur Schulpsychologischen Beratung. Berlin: Pro Business.

Kooperation Schulpsychologie und LPK

Treffen LPK - Schulpsychologie

Erstes Treffen zu Kooperationsmöglichkeiten der LPK mit Schulpsychologischen Diensten Ende Januar 2014 in Stuttgart. Bericht dazu unter: https://www.lpk-bw.de/archiv/news2014/140205_kooperation_schulpsychologen.html

Zweites Treffen Schulpsychologie und Psychotherapie Montag, 11. Juli 2016 in Stuttgart zur Abstimmung und Gestaltung der weiteren Zusammenarbeit. Bericht unter: https://www.lpk-bw.de/news/2016/treffen-schulpsychologie-und-psychotherapie

Gemeinsame Veranstaltungen

Kinder und Jugendliche zwischen Unterricht und Therapie. Wie kann die Kooperation zwischen System Schule und Psychotherapeuten gestaltet werden? Veranstaltung in Winnenden, 20. Januar 2015
https://www.lpk-bw.de/news/2015/kinder-und-jugendliche-zwischen-unterricht-und-therapie

Psychotherapie und Schulpsychologie - Gemeinsamer LPK-Workshop mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle Aalen, 28. November 2015
https://www.lpk-bw.de/news/2015/psychotherapie-und-schulpsychologie

Dritte Veranstaltung „Schule und Psychotherapie“ - Intensiver Austausch zwischen Beratungslehrkräften und ambulanten Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und –Psychotherapeuten, Reutlingen, 16. Dezember 2015
https://www.lpk-bw.de/news/2016/dritte-veranstaltung-schule-und-psychotherapie

Gemeinsame Fachartikel

Nübling, R. et al. (2017). Schulpsychologie und Psychotherapie - Ergebnisse einer ersten regionalen Vernetzung. In: PTJ 02, 123-129.

Hufnagel, H. et al. (2016). Infobrief Schulpsychologie BW - Netzwerkveranstaltung für Beratungslehrkräfte und ambulante Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und -Psychotherapeuten.