Heilpraktiker*innen in der Kritik

SWR-Recherchen zeigen „Qualitätsdefizite“ und „dubiose Behandlungsmethoden“

(BPtK)

Psychisch kranke Menschen müssen seit Jahren monatelang auf eine psychotherapeutische Behandlung warten. Die Nachfrage nach Psychotherapie hat durch die Corona-Pandemie nochmals zugenommen. Wer es sich leisten kann, sucht nach Alternativen, zum Beispiel bei Heilpraktiker*innen. Recherchen des SWR zeigen nun „Qualitätsdefizite“ und „dubiose Behandlungsmethoden“. Patient*innen erlebten dort „Verschwörungserzählungen, Impfgegnerschaft und Esoterik“.

Expert*innen beurteilten die Behandlungsmethoden von Heilpraktiker*innen in dem Fernsehbeitrag „Psycho-Pfusch Undercover: So gefährlich sind Heilpraktiker“ kritisch. Thomas Fydrich, Professor für Psychotherapie an der Humboldt Universität Berlin, sprach von „klarer Überschreitung von Grenzen“ und „Anmaßung von Kompetenzen“. Dirk Revenstorf, Professor für klinische Psychologie an der Universität Tübingen, berichtet von „übergriffigen Behandlungsweisen, die Patient*innen im Zweifel (re-)traumatisieren, sodass diese erneut in eine Klinik oder Behandlung“ müssten. Bis zum Redaktionsschluss der Sendung lag den SWR-Autoren keine Stellungnahme zu ihren Recherchen vor.

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) kritisiert seit langem die Arbeit der Heilpraktiker*innen für Psychotherapie. Für Heilpraktiker*innen gibt es keine gesetzlich geregelte Qualifizierung und damit keine bundesweit verbindlichen Standards. Sie haben keine Approbation, sind keine Mitglieder einer Heilberufskammer und unterliegen damit auch nicht der Berufsaufsicht der Kammern. Ihre Leistungen werden nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung abgedeckt. Die BPtK fordert deshalb die Abschaffung der irreführenden Heilpraktiker-Erlaubnis für Psychotherapie. Vor dem Hintergrund sind Heilpraktiker*innen auch keine Lösung für fehlende Behandlungsplätze bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen.

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