Psychisch kranke Flüchtlinge erhalten viel zu spät Psychotherapie

Bericht der psychosozialen Flüchtlingszentren 2020

(BPtK)

Traumatisierte und psychisch kranke Flüchtlinge warten im Durchschnitt sieben Monate auf eine Psychotherapie. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Versorgungsbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF). In fast jedem dritten psychosozialen Zentrum müssen die Flüchtlinge sogar zwischen neun Monate und eineinhalb Jahre auf eine Psychotherapie warten. Über 7.600 Flüchtlinge, die Unterstützung in Psychosozialen Zentren gesucht haben, konnten überhaupt nicht beraten und betreut werden. Ihnen konnte deshalb auch keine Psychotherapie angeboten werden.

„Die Gesundheitsversorgung für psychisch kranke Flüchtlinge ist mit extremen Hürden verbunden“, kritisiert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Bisher erhalten Flüchtlinge in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthaltes in der Regel keine ausreichende Behandlung psychischer Erkrankungen. Außerdem fehlt die Finanzierung von Sprachmittlern, die für eine Psychotherapie essenziell sind. „Die Behandlung von psychischen Erkrankungen ist eine wesentliche Voraussetzung, damit Flüchtlingen die Integration in Deutschland gelingen kann“, erklärt BPtK-Präsident Munz. „Dafür sollten insbesondere die psychosozialen Zentren, ohne die die Versorgung traumatisierter und psychisch kranker Flüchtlinge nicht mehr vorstellbar ist, eine stabile und ausreichende öffentliche Finanzierung erhalten.“

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