Unzumutbare Dauerbaustellen in der Versorgung psychisch kranker Menschen

Bericht der Unabhängigen Patientenberatung 2021

(BPtK)

Die Versorgung psychisch kranker Menschen muss gestärkt werden. Das verdeutlicht der Monitor Patientenberatung 2021 der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD), der am 16. Juni 2022 veröffentlicht wurde.

Fehlende Behandlungsplätze und Verweigerung der Kostenerstattung

Dauerbaustelle bleibt die lange Suche nach einem Psychotherapieplatz. Auch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen hätten hier keine Abhilfe schaffen können, stellt die UPD in ihrem Bericht klar. Psychisch kranke Menschen bekämen zwar Termine für die psychotherapeutische Sprechstunde oder eine Akutbehandlung vermittelt. Die Vermittlung in freie Behandlungsplätze für Kurz- und Langzeittherapien sei jedoch nicht sichergestellt. Zugleich lehnten die Krankenkassen die Kostenerstattung für eine erforderliche psychotherapeutische Behandlung mit dem Verweis auf die Termineservicestellen ab, auch wenn die Patient*in keinen freien Behandlungsplatz bei einer Vertragspsychotherapeut*in erhält.

Krankengeldmanagement verbesserungswürdig

Auch die Kommunikation der Krankenkassen gegenüber Versicherten sei weiterhin ein Problemfeld, so die UPD. Menschen mit psychischen Erkrankungen erhielten noch immer belastende Anrufe von ihrer Krankenkasse mit Fragen zu ihrer Arbeitsunfähigkeit. Dies verunsichere die Patient*innen und setze sie unter Druck, etwa wenn sie Krankengeld beziehen und von ihrer Krankenkasse dazu aufgefordert werden, einen Reha-Antrag zu stellen. Patient*innen verstünden nicht, warum sie die ambulante Psychotherapie unterbrechen sollten.

Fehlende Finanzierung der Sprachmittlung

Immer wieder müsse die UPD Ratsuchende darüber informieren, dass in Deutschland für fremdsprachige Patient*innen bislang kein gesetzlicher Anspruch auf professionelle Sprachmittlung in der Gesundheitsversorgung besteht. Für die Finanzierung fehle die notwendige gesetzliche Verankerung. Durch professionelle Sprachmittlung können die Chronifizierung von Erkrankungen, Fehlinformation, Fehldiagnosen und Fehlversorgung aufgrund von sprachlichen oder kulturellen Missverständnissen oder Übersetzungsfehlern verhindert werden.

Patient*innen brauchen bessere Informationen zum Datenschutz

Große Unsicherheit bestünde bei Ratsuchenden zudem hinsichtlich der Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA). Viele wollten die ePA zwar gerne nutzen, seien sich allerdings unsicher, wer über die hinterlegten Daten bestimmen und diese einsehen könne. Patient*innen brauchen bessere Informationen und Aufklärung zum Datenschutz und zur Verwaltung der ePA, fordert die UPD in ihrem Bericht. Nur so lasse sich bei Patient*innen die Akzeptanz zur Nutzung der ePA erhöhen.

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