Corona-Pandemie verschlechtert seelische Gesundheit von Kindern

BPtK: Mehr aufsuchende Hilfen in Schulen und Kitas notwendig

(BPtK)

Durch Kita- und Schulschließungen, Quarantäne, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten und Kontakte verschlechterte sich bei mehr als jedem dritten Kind (35 Prozent) während der Corona-Pandemie die seelische Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Monitor 1/2022 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, bei der 3.000 Mütter zu den pandemiebedingten Belastungen ihrer drei- bis zwölfjährigen Kinder befragt worden sind. 10 bis 20 Prozent der Mütter berichteten davon, dass ihre Kinder während der Pandemie erstmals auffälliges Verhalten zeigten. Zu den häufigsten Beschwerden gehörten: Reizbarkeit und Aggressivität (22,1 Prozent), Antriebsmangel (17,8 Prozent), Ängstlichkeit (14,8 Prozent) und gedrückte Stimmung (17,5 Prozent). Weitere Probleme waren übermäßiger Medienkonsum und Bewegungsmangel. Überdurchschnittlich betroffen waren Kinder aus Familien, die mit besonderen Einschränkungen umgehen müssen, wie niedriges Einkommen, einfache Bildung oder Alleinerziehende.

Als Ursache für die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder nennen die Mütter vor allem den Wegfall der Tagesstruktur (74,0 Prozent) und die soziale Isolation (71,1 Prozent) während der Pandemie. Etwa ein Drittel gibt fehlenden Kontakt zu den Lehrer*innen (36,4 Prozent) sowie den Wegfall sozialer Unterstützung (31,7 Prozent) an.

Zwei Drittel der Mütter wünschten sich künftig mehr Unterstützung zur Bewältigung pandemiebedingter Belastungen ihrer Kinder, insbesondere durch Sportvereine (27,8 Prozent) und Schulpsycholog*innen oder Schulsozialarbeiter*innen (24,8 Prozent). Beratung und Hilfe von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen oder Kinder- und Jugendpsychiater*innen erwarteten 11,9 Prozent der Mütter. Mütter mit niedriger Bildung und niedrigem Einkommen bekundeten seltener, mehr Unterstützung bei Lockdowns zu benötigen, obwohl gerade ihre Kinder besonders durch die Pandemie belastet waren. „Um Kindern aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status bei Corona-Einschränkungen zu unterstützen, brauchen wir deutlich mehr aufsuchende Hilfen in Schulen und Kitas“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. „Lehrer*innen und Erzieher*innen sollten stärker dabei unterstützt werden, psychische Belastungen bei Kindern zu erkennen und in Hilfestrukturen zu vermitteln. Hierfür braucht es mehr Geld und mehr Personal.“

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