Kindeswohl vorrangig

Expert*innenrat der Bundesregierung zur Corona-Pandemie

(BPtK)

Der Expert*innenrat der Bundesregierung fordert, das Kindeswohl in der Corona-Pandemie vorrangig zu berücksichtigen, weil Kinder und Jugendliche „besonders stark“ belastet sind. Besonders schwerwiegend seien die „Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe und Planungssicherheit“, die unter anderem durch Lockdown-Maßnahmen ausgelöst wurden. Dazu gehörten vermehrte Depressionen, Magersucht, Ess-Brech-Sucht, starkes Übergewicht sowie exzessive Mediennutzung.

Besonders betroffen seien Kinder aus sozial benachteiligten Familien, infolge von Armut, Bildungsferne, Migrationshintergrund oder fehlenden Sprachkenntnissen.

Der Rat empfiehlt unter anderem:

  • den Schulbetrieb durch bestmöglichen Infektionsschutz „so sicher wie möglich zu gestalten“,
  • Schließung der Schulen und Kitas „als ultima ratio“ allenfalls in Betracht zu ziehen, wenn alle anderen gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen der Kontaktbeschränkungen nicht erfolgreich waren,
  • Ausbau von sprachlicher Bildung als fester Bestandteil der Kitabetreuung,
  • Förderung für Schüler*innen mit schwächeren Leistungen,
  • dauerhafte psychosoziale, psychotherapeutische und psychiatrische Angebote mit schulischer Anbindung sowie erweiterte Unterstützung durch die Jugendhilfe,
  • Schulsozialarbeit und Stärkung der stadtteilbezogenen offenen Jugendarbeit in besonders belasteten Wohnquartieren,
  • Verbesserung der Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen, insbesondere „im kinder- und jugendpsychiatrischen, kinder- und jugendmedizinischen sowie sozialpädiatrischen Bereich“. Dazu gehört aus Sicht der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auch eine bessere kinder- und jugendpsychotherapeutische Versorgung.

„Eine Enquetekommission zur Kindergesundheit des Bundestages sollte dazu kurzfristig gesetzliche Empfehlungen erarbeiten“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der BPtK.

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