Prävention psychischer Erkrankungen im Kindesalter wichtig

RKI-Bericht zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

(BPtK)

Etwa jedes sechste Kind in Deutschland ist psychisch auffällig. Kinder, die Opfer von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung geworden sind, haben zum Beispiel ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Dagegen schützen ein enger familiärer Zusammenhalt sowie ein stabiles schulisches Umfeld Kinder davor, psychisch zu erkranken. Mit den Schutzfaktoren sinkt das Risiko für das Auftreten psychischer Auffälligkeiten, auch bei Kindern und Jugendlichen mit einer hohen Zahl an Risikofaktoren. Das ist ein Ergebnis des Schwerpunktberichts des Robert Koch-Instituts zur psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Für den Bericht wurden vor allem die bevölkerungsrepräsentativen Daten der KiGGS-Studie im Zeitraum 2003 bis 2017 analysiert.

Basierend auf den Ergebnissen hat das RKI Handlungsempfehlungen zur Prävention psychischer Erkrankungen formuliert. Hierzu gehören:

In der Familie:

  • Elternkompetenz stärken durch Elterntrainings sowie Erziehungs- und Familienberatung,
  • aufsuchende Familienhilfe durch intensive Beratung und Begleitung in der Familie,
  • Entwicklung einer Informationsstrategie, um Eltern zum Thema psychische Gesundheit aufzuklären.

In der Schule:

  • Stärkung emotionaler und sozialer Fähigkeiten der Schüler*innen,
  • Entwicklung von Programmen zur Stärkung der psychischen Gesundheitskompetenz aller schulischen Akteur*innen.

In der Kita:

  • Qualifizierung der Erzieher*innen zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen der betreuten Kinder,
  • Qualifizierung von Erzieher*innen zum Erkennen von Risikofaktoren sowie die Stärkung der Kommunikationskompetenz für Elterngespräche.

In der Kommune:

  • Bereitstellung sozial nachhaltigen, familiengeeigneten Wohnraums und eines qualitativ hochwertigen Lebensumfelds (unter anderem ausreichende Spiel- und Grünflächen),
  • Etablierung quartiers- oder stadtteilbezogener Peer-Projekte, in denen zum Beispiel Eltern oder Jugendliche Gesundheitsinformationen vermitteln,
  • Etablierung von Lots*innen, die Angebote zur Prävention psychischer Erkrankungen erklären und vermitteln.

„Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sind Expert*innen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sollte bei der Prävention psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter einbezogen werden“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Der RKI-Bericht informiert auch über die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems wegen psychischer Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen. Aussagen über die Inanspruchnahme von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen konnten im RKI-Bericht jedoch nicht gemacht werden, da diese in dem Fragebogen nicht aufgeführt waren. Stattdessen wurden „Psycholog*innen“ und „Psychologische Psychotherapeut*innen“ gemeinsam in einer Frage berücksichtigt. „Die BPtK bedauert es, dass das RKI eine wesentliche Berufsgruppe, die im deutschen Gesundheitssystem psychisch kranke Kinder und Jugendliche behandelt, nicht berücksichtigt hat“, stellt Munz fest. „Wir würden uns freuen, wenn das RKI dies in zukünftigen Befragungen korrigiert.“

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