Die Rolle der Psychotherapie in der Versorgung von Post-COVID und ME/CFS

AKTUALISIERUNG --- Sehr großes Interesse an der LPK-Online-Fortbildung mit Bettina und Dr. Tilman Grande

(LPK BW)

Die am 06.07.2023 durchgeführte Online-Fortbildung zu Long Covid/MECFS war mit über 350 Teilnehmern sehr gut besucht. In dem 2-stündigen Vortrag gaben Bettina und Dr. Tilman Grande (Heidelberg) einen Überblick über die Rolle der Psychotherapie in der Versorgung des Post-Covid-Syndroms (PCS) und seiner schwersten Folge, der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS).

Tilman und Bettina Grande

In die Veranstaltung führte LPK-Vizepräsident Martin Klett ein, der alle Teilnehmenden, auch im Namen des an diesem Abend verhinderten Präsidenten Dr. Dietrich Munz herzlich begrüßte. Das sehr große Interesse an der Veranstaltung zeige, so Martin Klett, dass das Thema Long Covid auch in unseren Praxen angekommen sei. Dies stelle die Psychotherapeut*innen vor besondere Herausforderungen. Patient*innen mit diesem Krankheitsbild seien körperlich und in der Folge auch psychisch häufig schwer belastet. Wegen der vielfältigen Symptomatik und bislang unzureichender somatischer Behandlungsmöglichkeiten werde immer wieder auf einen psychosomatischen Hintergrund geschlossen, was unzulässig sei und zu teils unergiebigen, teils sogar schädlichen Behandlungsversuchen führe. Dennoch können Psychotherapeut*innen einen wichtigen Beitrag in der Versorgung leisten. Er freue sich sehr, dass die LPK Bettina und Dr. Tilman Grande für diese wichtige Fortbildung gewinnen konnte. Sie hätten sich als niedergelassene*r psychoanalytische*r Psychotherapeut*in vor allem in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und viele Erfahrungen dazu sammeln können sowie u. a. auch zusammen mit einer internationalen Autorengruppe federführend ein Positionspapier zur Rolle der Psychotherapie bei ME/CFS im April 2023 in der Medicina veröffentlicht (s.u.).

Bettina und Dr. Tilman Grande stellten einen psychotherapeutischen Ansatz vor, der diese Besonderheit in den Fokus der Behandlung stellt und Betroffenen hilft, gesundheitliche Einbrüche zu vermeiden und eine relative Kontrolle über ihre Krankheit wiederzugewinnen. Zunächst gab Bettina Grande einen Überblick zu Post Covid und ME/CFS, zu den bislang bekannten medizinischen Grundlagen sowie zur Abgrenzung somatisch, psychisch, psychosomatisch und psychisch „überlagert“. Sie ging sehr anschaulich auf die dramatisch mangelhafte Versorgungsrealität für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein. Dr. Tilman Grande skizzierte in einem zweiten Teil, welche Rolle die Psychotherapie für Menschen mit Post Covid bzw. ME/CFS spielen kann und welche Grenzen bei der Behandlung beachtet werden müssen.

Die Folien des Vortrags stehen auf dieser Seite ganz unten zum Download bereit.

 

Hilfreiche Links (wurden von Bettina und Tilman Grande zusammengestellt)

Grande, T., Grande, B. et al. (2023). The Role of Psychotherapy in the Care of Patients with Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome. Medicina 59, 2023

Davis et al. (2023) Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations - Nature Reviews Microbiology. Nature Reviews Microbiol 21, 2023.

Bericht IQWiG (Pressemitteilung): ME/CFS: Der aktuelle Kenntnisstand

NICE-Richtlinien: NICE Guidelines Overview | Myalgic encephalomyelitis (or encephalopathy)/chronic fatigue syndrome: diagnosis and management | Guidance | NICE

Scheibenbogen et al. (2023). Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom: Interdisziplinär versorgen. Dt. Ärzteblatt 120, 2023

Kedor et al., Nature (2022) A prospective observational study of post-COVID-19 chronic fatigue syndrome following the first pandemic wave in Germany and biomarkers associated with symptom severity Nature Communications 13, 2022

Scheibenbogen et al (2023). Fighting Post-COVID and ME/CFS – development of curative therapies“. Front. Med. 2023.

Wright et al (2022). The Relationship between Physical Activity and Long COVID: A Cross-Sectional Study. Int. J. Environ. Res. Public Health 2022.

 

Anil van der Zee, Balletttänzer: anilvanderzee.com --> Video Anil van der Zee The days with M.E.

 

Wichtige Info-Links:

https://cfc.charite.de/

https://www.muenchen-klinik.de/krankenhaus/schwabing/kinderkliniken/kinderheilkunde-jugendmedizin/spezialgebiete-kinder-klinik/chronische-fatigue/

https://kinderklinik.ortenau-klinikum.de/ansprechpartner/unser-team/

https://www.neurostingl.at/

Organisationen:

https://www.mecfs.de

https://mecfs-research.org/en/

https://www.fatigatio.de

https://www.millionsmissing.de/

https://lost-voices-stiftung.org/

https://bildungabersicher.net/

https://nichtgenesenkids.de/

 

Referent*in

Dipl.-Psych. Bettina Grande, seit 2006 niedergelassen mit eigenem Kassensitz (TfP und AP) in Heidelberg. Bis zur Niederlassung 2006 klinische Arbeit in der Psychiatrie, u.a. Aufbau und Leitung einer Mutter-Kind-Station im Zentrum für Psychiatrie Heppenheim, Bergstraße. Mit der Pandemie engagiert im LongCovid-Netzwerkes Rhein Neckar, im Ärztenetzwerk der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS; die Praxisarbeit entwickelte sich zunehmend zur Schwerpunktpraxis für PostCOVID - und allen voran für ME/CFS. Zahlreiche Vorträge, Seminare, Podcasts und Interviews zu PostCOVID und ME/CFS.

Dipl.-Psych. Dr. Tilman Grande, Psychotherapeut, in den Verfahren Psychoanalyse und Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie tätig, seit 2010 Niedergelassen in Heidelberg, Davor etwa 20 Jahre Tätigkeit in Psychosomatischen Kliniken, zuletzt Leiter der Ambulanz der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik der Universität Heidelberg Zahlreiche Veröffentlichungen Forschung zur Effektivität und Wirkweise analytischer Psychotherapien und zur Psychodynamik somatoformer Störungen. Beteiligt an der Entwicklung der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik OPD, auch dazu zahlreiche Veröffentlichungen. Im Laufe der Pandemie zunehmend Auseinandersetzung mit den Post-Covid-Syndromen und ME/CFS, auch aufgrund betroffener Patienten in seiner Praxis.

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