Der Arbeitskreis „Psychotherapie für Menschen mit Intelligenzminderung“ feiert sein 10-jähriges Bestehen

Jubiläumsvorstellung des Arbeitskreises im Rahmen der 3. Sitzung der 6. Vertretersammlung

von links nach rechts, von oben nach unten: Dr. Jan Glasenapp, Stefan Meir, Dr. Roland Straub, Klaus Diegel, Sabine Luttinger, Dr. Kerstin Lutz, Dorothea Groschwitz, Ulrike Böker
(LPK BW)

Am 18. Oktober 2024 wurde im Rahmen der Vertreterversammlung das 10jährige Engagement des Arbeitskreises Psychotherapie mit Menschen mit Intelligenzminderung gewürdigt.

Aus diesem Anlass wurden die Mitglieder des Arbeitskreises in die Vertreterversammlung eingeladen, um sich dort vorzustellen und einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte, die Entwicklung und die Aufgaben des Arbeitskreises zu geben. 

Die Jubiläumsvorstellung des Arbeitskreises Psychotherapie bei Intelligenzminderung wurde von Dorothea Groschwitz moderiert. Seit dem Ausscheiden von Dr. Roland Straub aus dem Vorstand, der noch übergangsweise den AK betreute, wird die Koordination der Aktivitäten des Arbeitskreises von Dorothea Groschwitz schrittweise übernommen.

Die Vorstellung des Arbeitskreises erfolgte in einem hybriden Format und wurde in Form eines Interviews gestaltet, bei dem jeder Teilnehmer des Arbeitskreises seine Ansichten, Erfahrungen und Eindrücke zu den Fragen einbringen konnte (Klaus Diegel, Sabine Luttinger, Dr. Kerstin Lutz waren persönlich anwesend; Dr. Roland Straub, Dr. Jan Glasenapp und Stefan Meir waren virtuell per Videokonferenz zugeschaltet, Dr. Almut Helmes Hermann Kolbe und Silke Sacksofsky waren verhindert).

So erinnerten sich die Beteiligten an die schwierigen Anfänge im Jahr 2011, als eine geplante Fortbildung mangels Teilnehmer abgesagt werden musste. Erst im Herbst 2012 wurde der offizielle Antrag gestellt, den Arbeitskreis ins Leben zu rufen, was den Grundstein für den heutigen Erfolg legte.

Die Fortbildungsreihe für Psychotherapeuten, die sich mit den Besonderheiten der Psychotherapie bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen befasst, startete 2013 und entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren stetig weiter. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe schilderten, wie sich der Arbeitskreis mit Unterstützung des Kammervorstandes, insbesondere von Dr. Dietrich Munz, gebildet hat. 

v.l.n.r.: Klaus Diegel, Sabine Luttinger, Dr. Kerstin Lutz

Während der Präsentation gaben Sabine Luttinger und Dr. Roland Straub einen detaillierten Einblick in die Hauptziele des Arbeitskreises. Sie betonten, dass es entscheidend sei, niedergelassene Psychotherapeuten durch die Fortbildungen zu ermutigen, mit Patient*innen zu arbeiten, die intellektuell eingeschränkt sind, und dass die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung dieser Menschen das oberste Ziel bleibe.

Besondere Meilensteine in der Geschichte des Arbeitskreises waren die Durchführung von regionalen Fachtagungen 2016 dann gemeinsam mit der Ärztekammer, sowie die Erarbeitung von Handreichungen zur Anpassung an die neuen Psychotherapierichtlinien. Seit 2019 engagiert sich der Arbeitskreis auch in der Diskussion um die neue Approbationsordnung, um sicherzustellen, dass die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe in der Weiterbildung berücksichtigt werden.

Die Fortbildungsreihe verzeichnete in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs an Teilnehmer*innen, was sich besonders in den Online-Fortbildungsreihen 2021/22 und der Reihe 2024 widerspiegelt. Besonders beeindruckend ist die Resonanz von über 180 Teilnehmer*innen pro Seminar zu bestimmten Fachthemen, was das große Interesse an der Fortbildungsreihe unterstreicht. 

Ein wichtiges Ergebnis des Arbeitskreises war, dass inzwischen eine Liste von fast 90 Psychotherapeut*innen erstellt werden konnte, die sich bereit erklärten, Patient*innen mit Intelligenzminderung in die psychotherapeutische Behandlung aufzunehmen. Diese Liste ist ein entscheidender Fortschritt, um diesen besonderen Personenkreis mit den notwendigen psychotherapeutischen Angeboten zu versorgen.

v.l.n.r.: Klaus Diegel, Sabine Luttinger, Dr. Kerstin Lutz, Dorothea Groschwitz

Darüber hinaus wurden von den Mitgliedern des Arbeitskreises fachspezifische Qualitätszirkel in allen Regionen gegründet. Aktiv dabei sind bis heute Freiburg, und Reutlingen. Im Raum Stuttgart soll ein Qualitätszirkel gegründet werden. Interessent*innen können sich an Dr. Kerstin Lutz oder Dorothea Groschwitz wenden. Die Arbeit dieser Qualitätszirkel lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit auf die Problematik der psychotherapeutischen Versorgung von Patient*innen mit intellektueller Beeinträchtigung, sondern ermöglicht es auch, durch Fallbesprechungen die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung dieser Patientengruppe positiv zu beeinflussen. 

Abschließend wurde betont, dass es auch in Zukunft noch viel zu tun gibt. Die Pflege und Bewerbung der Liste niedergelassener Psychotherapeut*innen, die sich aufgrund der kontinuierlichen Fortbildungen über die Jahre eher zutrauen, mit Patienten*innen mit intellektuellen Beeinträchtigungen zu arbeiten, und die Gründung neuer Qualitätszirkel stehen nach wie vor im Vordergrund, um die Versorgung weiter zu verbessern. Darüber hinaus wurde die Idee einer „barrierefreien Psychotherapie“ angesprochen, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe eingeht und damit psychotherapeutische Behandlung für alle, die sie benötigen, zugänglich macht.

Die Mitglieder des Arbeitskreises unterstrichen erneut die immense Bedeutung und die Unverzichtbarkeit eines kontinuierlichen Engagements für die weitere produktive Arbeit zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen und sprachen ihren Dank für die gewährte Unterstützung aus.

Ein besonderer Dank wurde der Vertreterversammlung und dem Kammervorstand ausgesprochen, die von Anfang an die Gründung und die Arbeit des Arbeitskreises maßgeblich unterstützt haben.

Ulrike Böker als Sitzungsleiterin bedankte sich im Namen der Vertreterversammlung beim Arbeitskreis für die beeindruckenden Ergebnisse und das unermüdliche Engagement. Der ausdrucksstarke Applaus der Mitglieder der Vertreterversammlung und der Gäste der Veranstaltung schloss sich den Dankesworten an.

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