Onlinebasierte schreibtherapeutische Interventionen
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud von der Freien Universität Berlin stellte schreibtherapeutische Onlineprogramme zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen vor.
Bei der Schreibtherapie mittels E-Mail griffen Therapeuten häufig auch auf Textbausteine zurück, um Patienten zeitnah eine Rückmeldung garantieren zu können. Dabei könnten Psychotherapeuten und Patienten ausschließlich schriftlich kommunizieren. Dagegen fehlten nonverbale und paraverbale Informationen, also das ganze Spektrum von Botschaften, die durch Körpersprache oder mit der Stimme ausgedrückt werden: die Stimmlage (z. B. hoch/tief, tragend/zitternd, laut/leise), die Betonung einzelner Wörter oder Satzteile, das Sprechtempo (schnell/langsam) und die Sprachmelodie (eintönig/singend).
In einer onlinebasierter Schreibtherapie sei insbesondere eine klare und eindeutige Sprache notwendig, da es nicht möglich sei, sich visuell rückzuversichern, ob man einander richtig verstanden habe. So betonte sie, dass eine Approbation als Psychotherapeut notwendig sei, um angemessen auf kritische Situationen, wie beispielsweise suizidale Äußerungen von Patienten, eingehen zu können.
Die Chancen dieser Behandlungsform sehe sie darin, beispielsweise humanitäre Hilfe in Krisenregionen leisten zu können. Dort gebe es keinen anderen Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung. Sie könne sich aber auch vorstellen, dass sich diese Behandlungsform eigne, um z. B. Angehörige in die Therapie einzubeziehen oder Brückenfunktionen an den Schnittstellen der Versorgung oder bei Wohnortwechseln zu übernehmen. Ein Potenzial dieser Programme sehe sie außerdem darin, die Selbstwirksamkeit von Patienten durch das eigenverantwortliche Arbeiten zusätzlich zu stärken.
Weiterhin stellte Knaevelsrud Studienergebnisse zur therapeutischen Beziehung bei webbasierten Programmen vor. Sie berichtete, dass Patienten die therapeutische Beziehung auch bei diesen Angeboten positiv bewerteten. Aus eigener Erfahrung schilderte sie, dass es für Patienten auch bei diesen Angeboten sehr wichtig sei, "dass es da jemanden gebe". Patienten hätten beispielsweise geprüft, ob ihre E-Mails auch wirklich von einem Psychotherapeuten gelesen würden. Insgesamt zeige sich oft, dass die Wirksamkeit onlinebasierter Angebote durch einen intensiveren therapeutischen Kontakt gesteigert werden könne.