Anschließend wurde die Resolution „Praxenkollaps verhindern – flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung gewährleisten“ diskutiert und einstimmig verabschiedet (siehe Kasten). Danach begann die Beratung zum Kammerhaushalt. Der Jahresabschluss 2022 wurde von der VV einstimmig genehmigt, die Rechnungsführerin und der Vorstand entlastet.
Der Haushalt 2023 wurde beraten und Nachtragshaushalte verabschiedet, ebenso der Haushaltsplan 2024 sowie die Beitragstabelle, in gleicher Höhe wie im Jahr davor. Die Delegierten beschäftigten sich dann mit einigen Satzungsänderungen in der Fortbildungs- und der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeuten. Es folgte die Diskussion und Abstimmung zu Änderungen der Berufsordnung, welche die Anpassung an die Musterberufsordnung gewährleisten soll.
Abschließend bedankte sich Dr. Munz bei den Ausschüssen, der VV, den Vorstandskolleg*nnen und der Geschäftsstelle für die gute Zusammenarbeit in der ablaufenden Legislaturperiode.
Resolution der Vertreterversammlung der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg:
Praxenkollaps verhindern – flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung gewährleisten
Stuttgart, 23. Oktober 2023
Die wohnortnahe ambulante Versorgung in den Praxen der Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen ist das Herzstück des Gesundheitssystems in Deutschland. Sie ermöglicht allen Bürger*innen grundsätzlich einen gleichen Zugang zur Versorgung, unabhängig vom Einkommen und vom sozialen Status. Damit stellt sie einen wichtigen Pfeiler des sozialen Friedens dar.
Die mittel- und langfristige Sicherung dieser Versorgung ist in Gefahr. Die Gründe dafür sind vielseitig. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung weist unter dem Slogan #Praxenkollaps derzeit in einer breiten Kampagne auf diese Gefahr hin und bittet die Politik um Unterstützung.
Die Vertreterversammlung der LPK erklärt sich solidarisch mit diesem Anliegen.
Für eine gute ambulante Versorgung von Patient*innen mit psychischen Erkrankungen benötigt es nicht nur eine ausreichende Anzahl von Psychotherapeut*innen, sondern auch die Möglichkeit der Kooperation und Vernetzung mit den Behandelnden anderer Fachgruppen. Sie sind erforderlich, um die häufig notwendige begleitende Medikation zu gewährleisten oder auch somatische Komorbiditäten zu behandeln. Wir erleben es aber bereits jetzt schon, dass es an Haus- und Fachärzt*innen mangelt. Eine wohnortnahe Verfügbarkeit von P-Fachärzt*innen ist an vielen Stellen nicht mehr gegeben. Besonders alarmierend ist die Situation bei den Kinder- und Jugendlichenpsychiater*innen. Dies erschwert die ambulante Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit schwereren psychischen Erkrankungen oder macht oft eine leitliniengerechte Versorgung sogar unmöglich.
Die Politik ist aufgefordert, die Situation ernst zu nehmen und alles zu tun, um die weitere Verschlechterung der ambulanten Versorgung zu verhindern. Dazu gehört die Finanzierung einer ausreichenden Zahl von ambulanten Weiterbildungsplätzen für alle Fachgruppen. Dies gilt insbesondere für die neue ambulante Weiterbildung der zukünftigen Fachpsychotherapeut*innen, für die es noch keinerlei Finanzierungsgrundlage gibt. Wegen des sehr hohen Altersdurchschnitts der Fachgruppe kann sich auch hier schnell bei der Zahl der Versorgenden in der ambulanten Psychotherapie ein Defizit entwickeln bzw. verstärken.
Agenda der Gesundheitspolitik steht. Mit dem Praxenkollaps steht nicht weniger als die flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung auf dem Spiel. Außerdem muss es eine spürbare Reduzierung des bürokratischen Aufwandes in den Praxen geben sowie eine funktionierende und mit einer Arbeitserleichterung verbundene Digitalisierung.
Und schließlich hat die Politik dafür Sorge zu tragen, dass die Honorierung der Leistungen den durch die Inflation bedingten Verlust der Kaufkraft sowie die Steigerung bei den Praxiskosten vollumfänglich abdeckt.
Die ambulante Versorgung muss die angemessene Unterstützung und Wertschätzung erhalten, indem sie bei den Gesetzesvorhaben berücksichtigt wird und ganz oben auf der Agenda der Gesundheitspolitik steht. Mit dem Praxenkollaps steht nicht weniger als die flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung auf dem Spiel.