Lange Wartezeiten auf eine Psychotherapie in ländlichen Regionen Bayerns

BPtK fordert zusätzliche Psychotherapeutensitze

(BPtK)

Auch in Bayern beträgt die durchschnittliche Wartezeit von der ersten Sprechstunde bis zum Beginn einer Richtlinienpsychotherapie knapp 20 Wochen (139 Tage). Die aktuellen Daten bestätigen damit die Analysen der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auf Basis der KBV-Abrechnungsdaten von 2019. Die Hälfte der Patient*innen in Bayern wartet nach ihrem ersten Sprechstundenkontakt länger als 13,9 Wochen (Median der Wartezeit = 97 Tage) auf den Beginn der psychotherapeutischen Behandlung. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Wartezeiten in der ambulanten Psychotherapie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

Die Studie zeigt auch, dass insbesondere psychotherapiebedürftige Kinder und alte Menschen in Bayern besonders lange warten müssen. So muss die Hälfte der Kinder im Alter von 10 Jahren sowie der Erwachsenen im Alter von 64 Jahren länger als 115 Tage auf den Beginn einer Psychotherapie warten. Besonders lang waren die Wartezeiten auch in ländlicheren Regionen Bayerns. Der Median der Wartezeiten liegt in den ländlichen Kreisen im Nordosten Bayerns etwa 50 Tage über dem in München. Wenn Patient*innen mehr als eine Psychotherapeut*in aufsuchen müssen, um einen Therapieplatz zu erhalten, fallen die Wartezeiten mit einem Median von 178 Tage mehr als doppelt so lang aus wie bei Patient*innen, bei denen die erste Sprechstunde und Psychotherapie bei derselben Psychotherapeut*in erfolgen konnte (Median von 85 Tagen). Aufgrund der Methodik der Studie nicht erfasst sind die Wartezeit auf die erste Sprechstunde und die Personen, die nach einer Sprechstunde keinen Therapieplatz gefunden haben und unversorgt bleiben.

„Die langen Wartezeiten auf eine Psychotherapie in den ländlichen Regionen Bayerns für Kinder und für alte Menschen stehen stellvertretend für die unzureichende Versorgungssituation in der gesamten Bundesrepublik“, erläutert BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz. „Es müssen dringend zusätzliche Psychotherapeutensitze geschaffen werden, um die Wartezeiten für Patient*innen spürbar zu reduzieren.“ Die Ampel-Koalition hat im Koalitionsvertrag vereinbart, die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu reformieren, um Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten, deutlich zu reduzieren. Um dieses Ziel umzusetzen, hält die BPtK eine grundlegende Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung für notwendig. Ein wichtiger Schritt ist die Absenkung der allgemeinen Verhältniszahlen für die Arztgruppe der Psychotherapeuten. Dadurch würden zusätzliche Kassensitze insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen. Außerdem sollten Psychotherapeut*innen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche behandeln, in einer eigenen Arztgruppe geplant werden, damit das Versorgungsangebot für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche gezielt weiterentwickelt werden kann.

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