Weitere Online-Fortbildung zur Psychotherapie bei Menschen mit intellektuellen Einschränkungen

Zweites Seminar der Reihe mit Sabine Luttinger mit etwa 100 Teilnehmer*innen

Dr. Roland Straub und Sabine Luttinger
(LPK BW)

Nach erfolgreichem Start mit Fokus auf Grundlagen und Gestaltungsspielraum der Psychotherapie mit Menschen mit intellektuellen Einschränkungen durch Stefan Meir ließ der Titel des zweiten Seminars "Aspekte der Indikation und Durchführung einer Psychotherapie – was ist relevant“ mit Sabine Luttinger eine Fortsetzung und Ergänzung des Themas erwarten, um weitere wesentliche Aspekte der Indikationsstellung und Durchführung einer Psychotherapie genauer zu beleuchten.

Dr. Roland Straub Behindertenbeauftragter und Koordinator des Arbeitskreises begrüßte zunächst die Teilnehmer und zeigte sich beeindruckt angesichts der großen Zahl der Anmeldungen. Diese anhaltende Resonanz zu Beginn der zweiten Fortbildungsreihe mit über 100 Teilnehmer*innen verdeutliche erneut das zunehmende Interesse an der Thematik und die Bereitschaft sich hier als Psychotherapeut*in weiter zu informieren und damit auseinanderzusetzen. Dies – so die Hoffnung - auch mit der Absicht, weiter zu klären, ob bei Nachfrage wegen Therapie für Menschen mit Intelligenzminderung und einer psychischen Störung eine Behandlungszusage vorstellbar wäre und sich gegebenenfalls dann dazu das Formular auf der Homepage herunter zu laden (dieses steht hier) zum Einverständnis der Aufnahme in eine „Therapeutenliste“, die bei regionalen Anfragen an die Kammer  helfen soll. 

Nach kurzer Würdigung der Referentin und ihrer Verdienste darum, dass sie sich bereits vor der Kammergründung im Jahr 2000 zum Thema engagiert und letztlich mit dazu beigetragen habe, dass es diesen Arbeitskreis gebe und ihrem auch aktuell hohen Engagement im Raum Freiburg, begann Sabine Luttinger ihren Vortrag. Auf der Basis ihrer klar strukturierten Folien erläuterte sie Schritt für Schritt anhand von – wie sie es nannte - „Leitplanken“ und anschaulich dargestellten Leitaspekten, aber auch „Freiräumen“, deren Besonderheiten im Therapieprozess. Dies zunächst mit Fokus auf den anfangs zu klärenden Versorgungsauftrag, den darauffolgenden Indikationsprozess als Klärungs- und Filterprozess, der helfe, die Gestaltung des Behandlungskonzeptes zu entwickeln und dies immer unter Berücksichtigung dessen, was Patientinnen möglicherweise nicht oder nur mit großer Anstrengung bewältigen können. 

Ausführlich ging sie dabei auch auf die besondere Bedeutung der richtigen Einschätzung der Einbeziehung des Umfeldes und auf die Rolle der Angehörigen und Betreuer, insbesondere der „Kümmerer“ ein. Dabei sei es wichtig, „Regeln“ zu beachten, am besten anhand einer Checkliste, wie z.B. „Nie ohne Wissen des Patienten“, „Wunsch und Wille des Patienten haben Vorrang“ oder auch „immer (!) mit Patienten vorbereiten und nachbesprechen“. Anhand von Fallbeispielen erläuterte sie, wie dies im konkreten Fall aussehen kann und wo es manchmal wichtig sei, die richtige Balance zu finden. Nach Beantwortung einiger Fragen, die die während des Vortrags per Chat eingegangen waren, klang der Abend aus. 

Die Teilnehmer bedankten sich zahlreich für den lebendigen und anregenden Vortrag und für die vielen wichtigen Hinweise. 

Zur Person: Sabine Luttinger, Psychologische Psychotherapeutin (TP) hat zunächst über 20 Jahre Berufserfahrung im „Psychologischen Dienst“ in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe - Kinder, Jugendliche, Erwachsene - gesammelt. Sie war langjährige Leiterin der BDP-Fachgruppe „Psychologen in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung“. Bereits vor der Kammergründung hatte sie durch eine statistische Erhebung im Raum Südbaden auf die prekäre psychotherapeutische Versorgungssituation aufmerksam gemacht. Diese Ergebnisse trugen später wesentlich dazu bei, dass in der LPK-Vertreterversammlung entschieden wurde, einen Arbeitskreis mit Expert*innen zu gründen. In Freiburg hatte sie zudem früh einen Qualitätszirkel zum Thema ins Leben gerufen, den sie seitdem leitet. Sie arbeitet niedergelassen und als Supervisorin in eigener Praxis in Freiburg, mit dem Angebot einer Lehrpraxis im Rahmen der Ausbildung. 

Das Gesamtprogramm der Fortbildungsreihe, die am 04. Juni mit Annika Kleischmann (Anmeldung unter: https://www.lpk-bw.de/anmeldung-fobi-reihe-kleischmann) fortgesetzt wird, finden Sie hier zum Download.

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