Die Corona-Pandemie verändert massiv die psychotherapeutische Versorgung. Patient*innen sagen aus Ansteckungsangst ihre Behandlungstermine bei Psychotherapeut*innen ab. Psychiatrische Krankenhäuser schließen ihre Tageskliniken, um nicht ihr Personal zu gefährden und auf Dauer die Versorgung sicherzustellen.
Nachrichten 2020
Psychotherapeutische Versorgung während der Corona-Epidemie
Psychisch kranke Menschen brauchen auch während der Corona-Epidemie weiter eine psychotherapeutische Versorgung. Psychotherapie findet aber in der Regel von Angesicht zu Angesicht statt. Ist dies überhaupt möglich?
Keine Heilberufekammer paritätisch besetzt
Keine der Heilberufekammern ist auf Bundesebene paritätisch besetzt. Weniger als 10 Prozent der Vorstandsmitglieder der zehn größten gesetzlichen Krankenversicherungen sind weiblich. Im Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist überhaupt keine Frau zu finden. Das teilt die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit (BT-Drucksache 19/17806). Auch sie stellt fest, dass Frauen in Führungspositionen und Selbstverwaltungsgremien im Gesundheitswesen „unterrepräsentiert“ seien.
Begrenzung von Videobehandlungen aufgehoben
Psychisch kranke Menschen brauchen während der Corona-Epidemie weiter eine psychotherapeutische Versorgung. Deshalb muss es kurzfristig ermöglicht werden, psychotherapeutische Sprechstunden und Behandlungen auch online per Videotelefonat oder per Telefon durchzuführen. „Wir begrüßen sehr die schnelle Entscheidung, die Begrenzungen von Online-Videobehandlungen aufzuheben“, betont Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), zu der gestrigen Entscheidung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen.
Fortbildungspflichten und Qualitätszirkel in Zeiten von Corona
Vertragspsychotherapeut*innen, die in diesem Jahr gegenüber der KVBW die Erfüllung der Fortbildungspflicht nachweisen müssen, sollten eine aktuelle Sonderregelung beachten
Infos auf der Sonderseite der KV. In Zweifelsfällen sollten Vertragspsychotherapeut*innen rechtzeitig Kontakt mit der KVBW aufnehmen.
Für eine bessere Unterstützung von Müttern mit Wochenbett-Depression
Mehr als jede zehnte Mutter, die ein Kind zur Welt gebracht hat, leidet unter einer Wochenbett-Depression. Solche Depressionen, aber auch Angst- und Zwangsstörungen nach einer Geburt werden jedoch oft erst spät oder gar nicht erkannt und viel zu selten angemessen behandelt. „Zu viele Mütter bleiben nach der Geburt ihres Kindes allein mit ihrer psychischen Erkrankung und werden schief angesehen, weil sie nicht vor Mutterglück strahlen“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) fest.
Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit sind keine Krankheiten
Homo- und Transgeschlechtlichkeit sind weder pathologische Fehlentwicklungen noch psychische Erkrankungen. Die Veränderung homosexueller in heterosexuelle Orientierung ist kein Therapieziel in einer psychotherapeutischen Behandlung. Dies gilt auch genauso für Versuche, die selbst empfundene Geschlechtsidentität zu unterdrücken. Beides verstößt gegen allgemein anerkannte medizinische und psychotherapeutische Standards und ist berufsrechtlich bereits verboten.
Technologischer Fortschritt und schnelle Heilsversprechungen
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird die psychotherapeutische Arbeit verändern. Die Verordnung von Gesundheits-Apps ist ebenso wie die Online-Behandlung per Video bereits rechtlich geregelt.
Coronavirus in Deutschland
Aktuell treibt die Sorge um eine mögliche Ausbreitung des neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) in Deutschland zahlreiche Menschen um. Bei dem Erreger handelt es sich um ein sogenanntes Beta-Corona-Virus, das mit den Auslösern von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) und MERS (Middle East Respiratory Syndrome) verwandt ist. Die Symptome sind unspezifisch. Am ehesten treten Fieber und Husten auf, ebenfalls möglich sind Atemnot, Schnupfen, Halsschmerzen, Myalgien und allgemeines Krankheitsgefühl. Die Abgrenzung zu anderen respiratorischen Erkrankungen und Grippe ist dadurch nicht einfach.
Besonders hohe Zufriedenheit mit Psychotherapie
Nach dem Barmer Arztreport 2020 Psychotherapie sind zwei Drittel der Patient*innen mit dem Ergebnis ihrer psychotherapeutischen Behandlung „vollkommen zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. „Das ist eine besonders hohe Quote an sehr zufriedenen Patient*innen“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest. Ein weiteres Viertel ist „teils, teils zufrieden“. Dies ist zu erwarten, da bei einem Teil der psychisch Kranken eine vollständige Heilung nicht erreichbar ist.